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Die Goldene Regel

"Alles, was du willst, dass die Menschen dir tun, das tue ihnen zuvor."
(Bergpredigt, aus KOS8)

Albert Schweitzer

"Der eine dient der Gemeinschaft, indem er sein Geschäft betreibt und vielen Mitarbeitern eine Existenz gibt; ein anderer tut es, indem er sein Vermögen in den Dienst der Hilfe für seine Mitmenschen stellt.
Worauf es ankommt, ist allein, dass jeder das, was er kann und besitzt, dazu benutzt, dass es auch den anderen dient, dass es allen Segen bringt.
Danach handeln wir!
Durch die Befolgung der Goldenen Regel dienen wir einander und bewirken, dass unser gemeinsames Werk allen Segen bringt."

Leo N. Tolstoi

"Die Not der Menschen rührt vor allem von der Nichtbeachtung des obersten Lebensgesetzes der Gegenseitigkeit her, das die Menschen heute entweder nicht erkennen oder für unwichtig und unpraktisch halten.
Statt nach diesem Gesetz zu leben, strebt fast jeder nach dem eigenen Vorteil durch Gewinn von möglichst viel Vermögen, Einfluss und Macht über andere oder durch Dienstleistungen für die Stärkeren und Mächtigeren. So wurde es möglich, dass in allen Völkern Minderheiten durch ihre Macht und ihr Vermögen mit Hilfe willfähriger Regierungen das Schicksal der Massen bestimmten.
Was im sozialen Bereich der Fall ist, hat im geistigen Bereich, in den Religionen, seine Entsprechungen: Auch hier bestimmt eine geistliche Minderheit durch konfessionelle Dogmen und Bestimmungen das Denken und Verhalten der Mehrheit, statt durch Darlegung des Gesetzes der Gegenseitigkeit dem einzelnen zu innerer und äußerer Freiheit und Fülle zu verhelfen.
Dabei gibt es für die Mängel und Nöte der Gesellschaft kein einfacheres und besseres Mittel als die Goldene Regel.
Sie ist keine Erfindung der Menschen, sondern ein universales Lebensgesetz, das von allen Menschen ohne Unterschied der Rasse, des Alters, der Nation oder Religion zum gegenseitigen Gewinn befolgt werden kann. Während alle menschlichen Gesetze, Verordnungen, Verbote, seien sie politischer, theologischer oder wissenschaftlicher Art, der Menschheit nicht zu Wohlergehen und Frieden verhelfen konnten, sondern Unsicherheit und Not noch mehrten, ist die Goldene Regel der Schlüssel zum Wohlstand und Frieden für alle.
Die Befolgung dieser Regel ist für den einzelnen unmittelbar Segen bringend.
Sie harmonisiert die Beziehungen der Menschen untereinander. Sie bewirkt, dass, was die Menschen trennt und zu Feinden macht, verschwindet, und dass jeder das Wohl der anderen wie sein eigenes anstrebt. Wo diese universelle Lebensregel beachtet wird, ist es unmöglich, dass Menschen einander übervorteilen, sich gegenseitig Schaden zufügen oder gar einander töten. In einer nach der Goldenen Regel geordneten Welt ist Krieg unmöglich.
Wo sie gilt, erweisen sich alle anderen Gesetze und Verordnungen als überflüssig. Hier mag einer einwenden, dass diese ‚Goldene Regel‘ doch wohl kaum in jeder Lebenslage ausnahmslos angewendet werden könne. Jeder Gewaltanwendung müsste dann ja von selbst aufhören, da keiner wünscht, dass ihm Gewalt angetan werde. Andererseits wäre dann die Sicherheit des Individuums nicht mehr gegeben, das Eigentum nicht mehr zu schützen, die bestehende Ordnung nicht mehr aufrecht zu erhalten ...
Dazu ist zu sagen, dass die Goldene Regel eben diese Gefahren ausschließt. Man muss nur den Mut haben, sie konsequent und ausnahmslos zu befolgen und mitzuhelfen, dass sie zur obersten Richtschnur für alle erhoben werde. Natürlich bewirkt die Einführung der Goldenen Regel, dass unbegründete Vorrechte der kleinen Minderheiten, die bisher die Macht ausübten, dann von selbst aufhören, da die von ihnen Unterdrückten frei werden.
Je rascher die Zahl der Menschen wächst, die nach der Goldenen Regel leben, desto schneller verschwinden alle der wahren Religio und Humanitas entgegenstehenden theologischen, politischen, staatlichen und sonstigen Ungerechtigkeiten und Gegensätzlichkeiten von selbst.
Und noch eines: die heutigen politischen, sozialen und ethischen Befreiungslehren verlegen die Wohlfahrt der Menschen in irgendeine ferne Zukunft. Die Befolgung der Goldenen Regel hingegen bewirkt diese befreiende Wandlung zum Guten, zum Wohle aller, in der Gegenwart, hier und jetzt - und zwar nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich, seelisch-geistig.
Das bedeutet, dass es den Menschen nicht nur besser geht, sondern dass sie besser werden: zufriedener und glücklicher, wohlwollender und liebevoller, menschlicher und vollkommener. Zugleich wird ihnen ihr Einssein mit dem Nächsten und mit dem Willen und Wesen Gottes bewusst.
Auch Gott gegenüber gilt die Goldene Regel, dass wir Gott das erweisen, von dem wir wünschen, dass er es uns erweist. Wir tun das, indem wir Gott rückhaltlos vertrauen und im Blick auf die Hilfe von oben der Goldenen Regel folgen und uns untereinander wohl sind, wie wir wünschen, dass wir von anderen gefördert werden.
Wo immer das geschieht, da erweist sich zugleich, wie weitgehend der Mensch mit Hilfe Gottes Schöpfer und Gestalter seines Schicksals und Glücks ist - und zugleich der Mitschöpfer des Wohlergehens aller."
"Welche Entdeckung, die ich eines Tages machte: dass mir, je mehr ich gab, desto mehr wieder zuwuchs."