Ernährung
(Prentice Mulford)
Fleisch als Nahrung
In einer polaren Welt geschieht Erkenntnis über Gegensätze, wie "Tag/Nacht", "gut/böse", "groß/klein".
So ist man für etwas, aber zugleich gegen etwas - denn nur einer der beiden Pole kann gelebt werden.
So bin ich Fleischesser und gegen vegetarische Ernährung oder bin Vegetarier und gegen die Ernährung mit Fleisch.
Keine der Sichtweisen ist jedoch "richtig" oder "falsch" im Vergleich zu ihrem Gegenteil.
Die eigentliche Antwort liegt jenseits der Gegensätze.
Esoterisch betrachtet, d.h. den inneren Sinn, die inneren Sinnzusammenhänge betrachtend wird aus dem "Für" und "Wider" ein "begrenzt" und "unbegrenzt".
Gemeint ist die (Un-)Begrenztheit des eigenen Blicks, der Sichtweise der Dinge.
Aüßerlich betrachtet, sieht man Gegensätze. Innerlich betrachtet sieht man sich stetig weitende Kreise des Bewusstseins und der Erkenntnis, so wie die Kreise, die sich auf der Wasseroberfläche eines Sees bilden, wenn man einen Stein in den See wirft.
So liegt die Wahrheit jenseits der Gegensätze. Die Weite und die Tiefe des Innenblicks sind proportional zur eigenen Erkenntnishöhe, der individuellen Reifestufe.
Prentice Mulford bekennt:
"Ich lebe so, wie die Mehrzahl der Bewohner dieses Planeten leben. Immer noch bilden die Fleischesser unter den Menschen die Minderheit. Und eines Tages wird, vielleicht, auch dieser Rest so leben, wie die meisten. Trotzdem würde es mir nie einfallen, irgendeinem Menschen zu empfehlen, anders zu leben, als es seiner Reifestufe entspricht. Jeder soll essen, wonach sein Körper verlangt. Keiner soll sich zu etwas zwingen.
Die Entwicklung von den niederen zu den höheren Formen des Lebens vollzieht sich ganz organisch im Laufe der Zeiten. Mit der Veredelung der Wesen veredelt sich der Geschmack und schließlich verlangt der Körper nur noch das, was dem Geiste, der in ihm wohnt, gemäß ist. Ein Gegner bin ich auch von jedweder künstlichen Vergeistigung des Menschen durch Fasten, Selbstkasteien und einseitige Reformen, durch Verzicht auf Dinge, die sein Herz oder seinen Gaumen noch erfreuen. Das ist nicht der Weg, auf dem der Mensch zur Freiheit und Gesundheit findet oder zur Erneuerung des Leibes.
Oft wird er auf solche Weise sogar noch ärmer als jene, die sich unbeherrschter Schwelgerei ergeben. Solche Sektiererei erwächst aus dem Mangel an Vertrauen zum unendlichen Geiste des Guten, der uns, wenn wir uns seiner Führung überlassen, von selbst zu dem hinführt, was uns gemäß und dienlich ist. Das einzige, was wir bewußt bekämpfen solle, ist die Gier, das Haften an Dingen und Genüssen, die doch in Wahrheit nur Rausch und Täuschung sind und uns am Ende enttäuscht zurück lassen. Und das einzige, was wir zu tun haben, ist, der inneren Führung zu vertrauen, die uns jederzeit gewiß sein läßt, was zu tun und was zu lassen ist. Das ist die einzige Reform, die nottut. Aber repression is not reform. - Selbstunterdrückung ist keine wahre Reform ... auf die innere Wandlung kommt es an."
Die Kreise auf dem Wasser verlaufen schließlich im Nichts, im Unendlichen. In letzter Tiefe ist alles Sein eins. Das ist das Ideal und der Maßstab. Es gibt keine Trennung, nur graduelle Unterschiede. So unterscheidet sich das Tier vom Menschen nur im Grade seiner Entwicklung, nicht dem Wesen nach.
"Ein paar Leute haben das menschliche Empfinden gehabt, eine Gesellschaft gegen Vivisektion ins Leben zu rufen. Ich fragte ein Mitglied: "Warum sind Sie der Meinung, lieber Freund, dass es wohl erlaubt ist, Tiere zu Nahrungszwecken zu töten, aber nicht erlaubt, eines oder zwei zu wissenschaftlichen Versuchen zu töten?"
Er erwiderte: "Vivisektion ist ganz furchtbar, aber die Tiere sind uns zur Speise gegeben worden." Die Einheit schließt alle Tiere ein. Wenn des Menschen Leben unsterblich ist, so ist es auch das des Tieres. Der Unterschied besteht nur im Grade und nicht in der Art.
Die Amöbe und ich sind das gleiche, der Unterschied liegt nur im Grad, und vom Standpunkt des höchsten Lebens aus verschwinden alle diese Unterschiede. Ein Mensch mag einen großen Unterschied zwischen Gras und einem kleinen Baume finden, aber wenn sie sehr hoch steigen, wird das Gras und der stärkste Baum ganz gleich aussehen. So sind vom Standpunkte des höchsten Ideals aus gesehen das niedrigste Tier und der größte Mensch das gleiche. Wenn Sie glauben, dass es einen Gott gibt, müssen die Tiere und die höchsten Kreaturen dasselbe sein. Ein Gott, der seine Kinder, die Menschen heißen, vorzieht und grausam zu den Kindern ist, die Menschen heißen, ist schlimmer als ein Dämon...
Aber es gibt keinerlei Unterschied, und diejenigen, die es behaupten, sind unverantwortliche, herzlose Leute, die nicht denken ... Sogar wenn ich unter gewissen Umständen gezwungen bin, es zu essen, weiß ich, dass es grausam ist. Ich dürfte mein Ideal nicht zum Gegenwärtigen herabziehen und auf diese Weise mein schwaches Verhalten rechtfertigen. Das Ideal ist, kein Fleisch zu essen, kein Wesen zu schädigen, denn alle Tiere sind meine Brüder. Wenn Sie an sie denken können, als an ihre Brüder, so haben Sie einen kleinen Fortschritt auf dem Wege zur brüderlichen Gemeinschaft aller Seelen gemacht, nicht zu reden von der Bruderschaft der Menschen!"