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Lebenswerte

Es hat jeder eine Vorstellung von Normalität. Dies ist ein Rahmen, aufgespannt von bestimmten Werten, erwartetem Verhalten, der Lebensführung und vielleicht auch dem Aussehen ihm begegnender Menschen, nach dem er diese bewertet und einordnet.

Typische Werte unserer Zivilisation, unserer Gesellschaft sind: Schulausbildung, Berufsausbildung, berufliche Karriere, Familie, ein Haus, ein Auto, eine sichere Rente, gut gelungene Kinder, Gesundheit … Aus diesen Koordinaten und deren weitestgehender Erfüllung ergibt sich auch die Definition von Erfolg, neben der von „Normalität“ entsprechend jener Norm.

Nun entspringt aber dieser Bewertungsrahmen einer sehr begrenzten Sicht auf die Welt und die darin lebenden Menschen. Weitet man jedoch diesen Blick, gepaart mit geistiger Offenheit und Unvoreingenommenheit und betrachtet all die Menschen, die einem begegnen, die man kennt oder von denen man hört, so ergibt sich zwangsläufig ein völlig anderes Bild.
Dies gelingt umso besser, wird umso klarer, je mehr Menschen man in einem Zeitintervall begegnet, etwa das Gewimmel an einem großen Bahnhof betrachtend.

Man findet keine zwei Menschen, die gleich aussehen, sieht Menschen vieler Nationalitäten und Altersstufen. All ihre Lebenslinien laufen an diesem Punkt zeitweise zusammen und wieder auseinander. Jeder hat eine andere Geschichte, einen anderen Lebensweg, andere Gedanken, andere Gefühle, eine andere Sprache, andere Lebenserfahrung.

Das, was sie in diesem Zeitintervall verbindet ist das Reisen, egal woher, egal wohin, egal wie weit. Für viele dieser Menschen gehört das Reisen zu ihrer „Normalität“. Doch was ist mit all den anderen, die nicht am Bahnhof sich aufhalten, die zu Hause sind, die arbeiten, die im Krankenhaus liegen, die auf der Straße leben.
Man sieht auch am Bahnhof viele hässliche und ebenso schöne Menschen, junge und alte Menschen, arme Menschen am Rande der Gesellschaft, wie wohlhabende …

Ist man beruflich viel mit „erfolgreichen“ Menschen zusammen, mit geradlinigen Biografien gemäß den obigen Werten der Zivilisation oder Gesellschaft, befindet man sich in einer trügerischen Nische, einem begrenzten Ausschnitt der Lebensfülle, welche die Negation ihrer Werte ausblendet und somit in einer Scheinrealität lebt.

Menschen mit Behinderungen oder Missbildungen, solche, die auf der Straße leben, Drogensüchtige, Arbeitslose bezeichnet man als „arme“ Menschen. Man will sie aber möglichst nicht sehen, da man ja die Schattenseiten ausblendet um auf der Sonnenseite zu leben. Hinzu kommt natürlich immer der Grundsatz „Man lebt nur einmal oder man hat nur ein Leben und …“, ja das UND ist das Bindeglied zum illusorischen Wertesystem. Wer auf der Schattenseite steht und lebt, hatte dann schlechte Eltern, schlechten Umgang, ist schwach, dumm, faul - hat schlechte Gene oder was auch immer.

Die Frage nach dem Sinn stellt sich da gar nicht, da ja alles von äußeren Faktoren bestimmt ist oder von einem selbst, seinem Ich, abhängig – nur solange es „gut“ ist, selbstverständlich. Das Schlechte kommt immer von außen.

Nun ist dieses „ICH“ aber kein fester Punkt, der sich zielgerichtet seinen Weg durchs Leben bahnt. Es ist wandelhaft, unterliegt Stimmungsschwankungen, Fremdeinflüssen von niederen, wie von höheren Impulsen – Kontinuität hat es nicht, wie ein jeder durch Selbstbeobachtung herausfinden könnte, so er es denn täte. So gibt man sich der Illusion des ICH, ICH habe, ICH bin, ICH mache … hin.
Der Vielfalt des Lebens, der menschlichen Erscheinungsformen und ihren unterschiedlichen inneren Antriebskräften wird man dadurch nicht bewusst. Man orientiert sich an einem diesem lebendigen Gewimmel des Lebens übergestülpten Erfolgssystem und zwängt seine Beobachtungen und Wahrnehmungen in dieses enge Korsett. Sinn gibt es da nicht, nur Schema – Methodenautomaten anstelle lebendiger Menschen!

Ein weiterer Begriff, der hier mitspielt ist der des Erwachsenseins. Was heißt das?
Ist es eine gewisse körperliche Reife, gebunden an ein bestimmtes Alter?
Ist es seelische Reife? Was heißt das? Was ist „Seele“ überhaupt?
Eine geistige Reife, Bildung gar?

Ist man erwachsen, wenn man heiratet, Kinder zeugt, beruflich „fest im Leben steht“?

Hat es überhaupt mit dem Wirken im Leben, im materiellen Erfolgssinn zu tun?
Ist es nicht eher die Fähigkeit die Folgen seines Tuns auf andere abzuschätzen, Verantwortung für sein Verhalten und Denken zu empfinden?
Ist es Leidensfähigkeit, Mitgefühl, Kontinuität, Rücksichtnahme im Sinne eines „Nicht-auf-den-eigenen-Vorteil-Bedachtseins“?

Was ist Dummheit?
Für die meisten entweder schlechte schulische Leistungen oder ein Verhalten, das nicht auf den eigenen Vorteil bedacht ist – also das Gegenteil von klug, schlau oder intelligent.

Macht mich eine „gute“ Schulbildung zu einem besseren Menschen? Macht das „Reifezeugnis“ mich reif -wozu, in welchem Sinne? Macht es mich frei von Selbstsucht oder befördert es gerade diese?

Sind nicht viele der großen der Menschheit, seien es nun Techniker, Schriftsteller, Künstler, Erfinder, Entdecker ohne „gute“ Schulbildung groß geworden oder gerade deswegen? Stammten nicht viele von diesen aus „schlechten“ oder „armen“ Verhältnissen?

Fragen über Fragen.

Was es braucht ist ein Wertesystem, das wertungsfrei ist, das die Dinge so nimmt wie sie sind, das vorurteilsfreien Raum für die Vielheit des Lebens und der Menschen hat.

Es gilt jeden so zu sehen und anzunehmen, wie er ist, in seinem Sosein und Anderssein und in seinem Sinn im Daseinssinn.

Dieses ist die schwerste Übung für einen jeden Menschen – doch die einzige, die lohnt!

So soll in den folgenden Kapiteln das Leben, seine Formen, Ordnungen und Werte und vor allem sein SINN betrachtet und ergründet werden!

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