Selektiver Fokus Fotografie Der Roten Seerosenblume In Der Blüte

Seelenblicke

Sie sind hier: Startseite » Betrachtungen » Seelenblicke

Hinführung

"Die Welt ist ein Spiegel, worin ein jeder nur die eigene Seele sieht." (Isolde Kurz)

"Die Musik der Quelle wird von der Seele innen vernommen..." (Edward Bulwer-Lytton)

"Ein Reisender bin ich und ein Seefahrer, und jeden Tag entdecke ich einen neuen Landstrich meiner Seele." (Khalil Gibran)

"Denn welches Sterbliche Auge mag des Unsterblichen Gang, der sich verhüllet, entdecken?" (Homer, "Odyssee")

"Ich sehe mich in jedem Augenblick gezwungen, einen höheren Ursprung des Geschehens anzuerkennen als den Willen, den ich den meinen nenne." (Emerson)

"In jedem Menschen, in jedem Individuum betrachtet sich eine Welt, ein Universum." (Giordano Bruno)

Vorwort

Seelenblicke,sind Blicke mit den inneren Augen der Seele, die hinter dem Schleier der vergänglichen Welt das Wesentliche, das Wirkende, weil Wirkliche erkennen. Gekleidet ist dieses innere Sein in äußere Formen, in Scheingewänder, die inneres Geschehen auf der Bühne der Welt darstellen. "Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis", wie Goethe treffend sagt.
Das Gleichnis, wie das Symbol sind Wege, die zum Wesen der Dinge hinführen. In diesem Sinne stelle ich hier eigene Beobachtungen zusammen, deren seelische Wahrnehmung ihr unvergängliches Wesen im vergänglichen Geschehen erfassen soll.
Die Seele ist die Wahrnehmungsbrücke von der sinnlich wahrgenommenen vergänglichen Erscheinung zum dahinter wirkenden unvergänglichen Sein, zum Wesenskern.
So geht es hier letztendlich darum, "in allen Dingen das Vergängliche vom Unvergänglichen, das Wesen von der Erscheinung, die Ursache von der Wirkung unterscheiden zu lernen, das ist die erste Bedingung um zur Selbsterkenntnis und zur Wahrheit zu gelangen." (Sankaracharya)

Wie erschließt sich der Sinn des Daseins?

"Wohl denen, die vom äußeren Schein zum inneren Sein fanden! Sie haben mitten in der Welt des Vergehens und Entwerdens das Unvergängliche gefunden und werden hinfort sicher gehen." (Fra Tiberianus)

Menschen gruppieren sich meist zu Gleichgestimmtengruppen, die bestimmte und immergleiche Gespräche führen, Informationen austauschen.
Dieser Vorgang ist vergleichbar dem Zusammenschluss chemischer Elemente aufgrund ihrer Bindungseigenschaften.
Als neutraler Beobachter hört man die im Grunde immer gleichen Gesprächsflüsse, die wie abgespult wirken, eine substanzlose Aneinanderreihung von Sinneseindrücken, daran haftender Gedanken und Affekte.
Vor einiger Zeit war ich wieder einmal Zeuge eines dieser Gespräche:
Es ging um das Thema „Urlaub“. Es fielen die beiden Begriffe "Neuseeland" und "Fidschi-Inseln", die der Redende wohl zu besuchen beabsichtigte.
Im Grunde handelt es sich hier um Worte, Bezeichnungen für Landschaften, als solche lediglich typische, jedoch wertneutrale Charakterformen bestimmter Gebiete auf der Erde.
Daran haftend sind Sinneseindrücke, Sehnsüchte, Wünsche und das Bestreben das Gegenüber zu beeindrucken, also rein selbstsüchtige Bezüge und Motive.
All diese Eindrücke sind vergänglicher Natur, verblassend mit der Zeit, weshalb sie ständig aufgefrischt, mit neuer Energie geladen werden müssen durch noch exoterische Zielsetzungen.
Folgende Fragen und weiterführende Gedanken treten hierbei unmittelbar in mein Bewusstsein:
Was bringt mir der Besuch eines solchen "exotischen" fernen Ortes?
Führt dieser "Urlaub" zu Irgendetwas, das über die rein sinnliche Wahrnehmung, die Stimulation der Sinne und die daran geknüpften "Wohlgefühle" hinausgeht?
Bringt eine solche Erfahrung tiefere Erkenntnisse über das Dasein und dessen Sinn - für mich und im Allgemeinen?
Geht es hier nicht vielmehr um Konsum, das Aufnehmen von Ereignisnahrung, die einen inneren Drang befriedigt, eine Leere füllen soll?
Ist nun die darüberhinausgehende Daseins-, Selbst- und Sinnerkenntnis nicht der eigentliche Zweck jeglicher menschlichen Erfahrung, des Daseins überhaupt?
Schweigen, langes Schweigen und Unverständnis wäre die Reaktion auf solche Fragen.
Aber eben das Fehlen dieser Erkenntnisbrücke, die Verbindung zu Wesen und Urgrund der Dinge, des Seins, ist das Problem - denn so werden lediglich Erlebnisse und Eindrücke aneinandergereiht und gewichtet, der eigentlich verbindende Faden wird nicht wahrgenommen.
Der nach Tiefenerkenntnis Strebende verzweifelt schier an solchen Gesprächsflüssen an dieser Substanzlosigkeit und steht allein, allein und unverstanden!
Doch wie soll man einem Blinden das Sehen beschreiben, die Farben und Formen, das Licht...? Der Blick der meisten Menschen ist auf die sinnlich erfahrbare Außenwelt gerichtet und sieht die tieferen Zusammenhänge, den Sinn des Daseins nicht.
Die Entwicklung der Wissenschaft und ihrer Erkenntnisse bewegen sich prinzipiell auf der gleichen Ebene.
Waren die "alten Wissenschaften", wie z.B. die Astrologie (im Sinne von Astrosophie verstanden) noch eingebettet in ein übergeordnetes Weltbild und sahen in der materiellen Erscheinungswelt nur Ausdrucksformen jener, so ging die Naturwissenschaft von den sinnlich wahrnehmbaren, messbaren und intellektuell kategorisierbaren Beobachtungen aus. Eine großartige Leistung zweifellos!
Man kann sich dies an der Beobachtung der Planeten des Sonnensystems und dem dahinter sich ins Endlose erstreckenden Sternenhimmel verdeutlichen.
Unterscheiden muss man hier zwischen der rein subjektiven Beobachtung, die davon ausgeht, dass die Erde der Mittelpunkt des Ganzen Systems ist, eben weil der Beobachter auf der Erde steht und die Planeten um diese kreisen sieht.
Man sagt ja auf diese Perspektive gestützt: "Die Sonne geht auf oder sie geht unter.“. Diese Perspektive nennt man das "geozentrische" oder "anthropozentrische" Weltbild.
Kopernikus zeigte, dass diese Wahrnehmung objektiv falsch ist. Er beschrieb kreisförmige Bewegungen der Planeten und die im Zentrum befindliche Sonne, das "heliozentrische Weltbild“.
Kepler hat diese Erkenntnis erweitert oder verfeinert dahin, dass er die Kreise, die ja Ausdruck einer Harmonie sein sollten, zu Ellipsen korrigierte.
Newton fügte die Gravitation als treibende Kraft hinzu und beschrieb die Bewegungsgesetze.
Einstein erweiterte dieses Bild durch seine Erkenntnisse über das Raum-Zeit-Gefüge, die Raumzeit, das Wechselspiel zwischen Raum und Zeit und die Relativität der Zeit.
So nahm und nimmt stetig der Beschreibungsrahmen des Beobachteten zu, bettet jegliche Beobachtung ein in ein System naturwissenschaftlicher Gesetzmäßigkeit.
Doch scheint es mir so, dass sich diese Art des Beobachtens, Messens und Interpretierens in eine Sackgasse verläuft und den Bezug zum Lebendigen aufgrund seiner Abstrahierung der Beobachtungen verliert.
Alle Wissenschaften der vergangenen vier Jahrhunderte "sind in die Sackgasse eines intellektuellen Materialismus geraten ... eines gegenständlich veräußerlichten Bewusstseins", das den Wesenskern des Seins verhüllt.
Vor allem muss man eines erkennen: All diese Erkenntnisse haben auf das alltägliche Leben des Menschen mit seinen Freuden, Sorgen und Ängsten, den Aufgaben, die das Leben an ihn stellt keinerlei Bezug.
Für mein tägliches Leben ist es belanglos, ob sich die Sonne um die Erde dreht oder umgekehrt. Es ist belanglos, dass die Gravitation Grundlage der Planetenbewegung ist usw.
Ich stehe auf der Erde, in meiner Lebenssituation mit ihren Herausforderungen und verzweifle oftmals an diesen. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse bieten mir keinerlei Halt und vermitteln auch keinerlei Sinn des Geschehens um mich herum und geben mir keine sinnhafte Stellung darin.
Wo kommt das Universum her, warum ist es entstanden, was ist sein Ziel? Wozu der Mensch? Diese Fragen sind nach wie vor unbeantwortet.
Alle esoterischen Lehren gehen grundsätzlich von einem höheren Sinnzusammenhang aus, erklären wo all die Welten und Wesen herkommen und wohin sie gehen und betten den Menschen sinnhaft darin ein.
Doch muss man hier einen entscheidenden Erkenntnis- und Entwicklungsschritt tun: Offenheit und Abkehr von dem sinnlich (naturwissenschaftlich) beweisbaren, das eine beschränkte Sicht darstellt.
Man muss innehalten in diesem Sinnenkarussel und die Ruhe und Stille in sich wirken lassen, das nach außen gerichtete Denken zum Schweigen bringen, nur so ist tiefere Daseinserkenntnis möglich. Man sehe sich nicht als Ansammlung von Atomen als rein sinnengesteuerte Apparatur, die eingeschaltet und wieder ausgeschaltet wird.
Man erkenne, dass nicht die Materie, sondern etwas ihr Übergeordnetes das eigentlich Steuernde ist.
Dieses ist nicht etwas vom Beobachteten Getrenntes, sondern allem Sein innewohnend ...
Wesentlich geht es darum "den gesamten Kosmos als geistlebendigen Organismus, nicht als tote Werkwelt" zu erleben, "den Menschen als Mikrokosmos, als Spiegelbild des Makrokosmos".
Zu erkennen: "Weltall und Mensch entsprechen einander in lebendig-geistigem Zusammenhang. Weltall und Mensch sind Abbild Gottes, der alles Sein schöpferisch durchdringt, erhält und seiner Vollendung entgegenführt..."(Arthur Schult)

Orientierung im Dasein

Ich war Ohrenzeuge eines Gesprächs von Schülern, die sich über berufliche Perspektiven informierten.
Von ihrer Schule hatten sie eine Art Fragebogen, den sie, wie man das als Schüler tut, fragend abarbeiteten mit einem Abteilungsleiter:
„Kann man den Beruf auch mit Realschulabschluss ausüben oder braucht man Abitur?“
„Wiegt ein guter Realschulabschluss mehr als ein mittelmäßiges Abitur?“
„Ja, ein Realschulabschluss mit Eins ist besser als ein Abitur mit Drei…“
„Ich war in der Schule nicht so gut, habe aber studiert.“
„Dieser Beruf ist zukunftssicher – Digitalisierung …“
„Heute hat man ja alle Möglichkeiten …“.
„Meine Kinder sind auf dem Gymnasium, damit sie später die Möglichkeit haben Jura oder Medizin zu studieren …“

Was zeigen diese Gesprächsfragmente?
Nun, ich denke, sie zeigen die Schematisierung des Lebens, seine Reduktion auf schulische oder berufliche „Erfolge“ oder scheinbare Wege zum Erfolg.
Diese Sicht auf den Erfolg zielt auf finanzielle Sicherheit, auf jenen Lebensentwurf, der darauf abzielt sich ein Auto zu kaufen, ein Haus zu bauen, Karriere zu machen, Kinder zu zeugen und diese in eben jenem Geiste aufzuziehen …
Das immer gleiche Muster!
Doch wo sind hier die Grenzwertbetrachtungen, die Einbeziehung des Lebens in seiner Unberechenbarkeit, des Lebendigen, das schöpferisch und immer neu ist, in jedem Augenblick?
Wo ist der Tod, der alles in Frage stellt, alles nimmt?
Wo sind die Lebenskrisen und Herausforderungen des Lebens durch Extremsituationen?
Wo das Lernen am oder durch das Leben?

Wer nun einen weiten, sehr weiten Blick auf das Leben wirft, erkennt doch Folgendes:
Das „Leben“ ist nicht gefangen in dem Intervall zwischen Geburt und Tod, es ist allgegenwärtig und ewig, grenzenlos, in allem und durch alles wirkend.
Es gibt ein „Davor“ und ein „Danach“ und vor allem einen Sinn, der alles durchzieht – eine unsichtbare Schnur, an der sich all die Ereignisperlen aufreihen von Ewigkeit zu Ewigkeit, im Ewigen.
Wieso bin ich das was ich bin, wieso bin ich in dieser spezifischen Lebenssituation, wieso habe ich diese Eltern, diesen Körper, diese Fähigkeiten?
Welchen Sinn haben Geburt und Tod?
Wo komme ich her, wo gehe ich hin?
Bin ich geboren, um beruflich erfolgreich zu sein, satt und zufrieden?
Warum ist dies bei vielen anderen nicht so? Sind sie Versager, haben sie die falsche Schule besucht und sind deshalb zum Scheitern verurteilt?
Ich sah heute einen jungen Mann mit schwerer körperlicher Behinderung, die sich derart äußert, dass er keine rechte Kontrolle über seinen Körper hat, sein Gehen wirkt unkonditioniert, verzerrt, mühsam, seine Gliedmaßen gehorchen ihm nicht … Und doch ging er einen sehr steilen Weg hinauf und erreichte sein Ziel, wohl mit äußerster Mühe und äußertem Willen! Und er hat es geschafft!
Was ist dagegen ein Schulabschluss, der doch nicht mehr ist als ein Stück Papier, auf das man sich wer weiß was einbildet?
Was ist beruflicher Erfolg, Geld, ein Auto, ein Haus – nimmt der Tod dies nicht alles?
Wieviel mehr wiegt da ein Wille, der Widrigkeiten überwindet, Ziele ansteuert, trotz immenser Hindernisse!
Kein Schulabschluss macht aus mir einen besseren, moralischen Menschen, wenn ich nicht moralisch bin.
Warum lässt man sich von selbstsüchtigen Motiven leiten, zielt nur auf Sinnenbelustigung und Bequemlichkeit?
Wo ist die Selbstlosigkeit im Sinne von Ichlosigkeit – sie ist verkommen zu einer Aufgabe, die man abhakt, die man nicht innerlich erlebt und ist!
Man spendet, um sein Gewissen zu beruhigen und meint etwas Gutes getan zu haben – für wen jedoch … letztlich doch immer für sich selbst!

Welchen Platz, welchen Stellenwert hat die Mystik in dieser Welt?
Warum ist niemand zu tiefen, wesenhaften Fragen fähig?
Sinnfindung ist zum Konsumgut verkommen – keiner sucht ihn in sich selbst, ausgehend von seinem Leben, das Leben und seinen Sinnzusammenhang zu erforschen, tut niemand.
Wer wahrhaft weiter zu blicken vermag ist zwar in dieser Welt, fühlt sich jedoch völlig fremd, als sei er nicht von dieser Welt des Vergänglichen … Geistige Blindheit und Dunkelheit sind die gegenwärtig vorherrschenden Kräfte.
Anstatt das Wesen, den Sinn zu erkennen, betrachtet man die Äußerlichen Formen. Man ist wie der Schauspieler, der seine Rolle für real hält und nicht erkennt, dass sie ihm lediglich „zugeschrieben“ wurde, von dem der das Stück verfasst hat …
Die dem Lebensdrama zugrundeliegende Tragik hat einen äußerlichen, sowie einen innerlichen Aspekt. Sie kann einmal sein von außen an den Menschen herantretendes Schicksal, das ihn formen und fordern will und ihn oft in tiefste Verzweiflung führt. Diese Verzweiflung ist jedoch lediglich als äußere Herausforderung zu verstehen, die es zu meistern gilt. Es ist eine Frage, auf die man antworten muss. Innere Tragik bezieht sich auf das Seelenleben des Menschen, der dadurch bildend auf seine Umwelt einwirkt, diese formt und in dieser Form steht sie vor ihm, tritt ihm entgegen als Frage, die es zu beantworten gilt.
Alle Äußerlichkeiten der Rolle, Kleidung, Umgebung, soziale Stellung sind nur Beiwerk und Ausdrucksträger, jedoch nicht das Wesentliche – das ist immer der Mensch!
So kann man beide Aspekte der Tragik nicht trennen.
Ziel tragischen Geschehens ist jedoch nicht der Untergang. Es ist die tiefste Verzweiflung, der neuer Mut entwächst, der das Schicksal formend umgestaltet,
Seele und Außenwelt wieder harmonisiert, den Menschen höher führt und veredelt, Blei zu Gold macht!
Unter diesem Aspekt muss man das Leben eines jeden Menschen betrachten!

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf „Alle erlauben“ erklären Sie sich damit einverstanden.

Einstellungen