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Symbolik

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"Symbole sind Fernrohre in die unsichtbare Welt." (J.F.Finck)

Einführung

Es besteht der Mensch grob gesehen aus einem höheren göttlichen Anteil und einen niederen tiermenschlichen Anteil. Verbunden sind beide durch ein vermittelndes Prinzip. Man könnte auch grob sagen: Der Mensch besteht aus einem sichtbaren, körperlichen (mit den Körpersinnen wahrnehmbaren) und einem unsichtbaren Wesensteil, zu dem er über "höhere Sinne" Zugang erhält. Durch dieses (den Zugang zum unsichtbaren Wesensteil) vermittelnde Prinzip – das Denkprinzip - kann und muss das Niedere (Triebe- und Leidenschaften) höher entwickelt, vergeistigt und damit überwunden werden. Die durch die Körpersinne wahrgenommenen Bilder werden zu seelischen Wunschbildern. Aus diesen bildet das Denken (der Intellekt) Begriffe des Erlebten, des Erfahrenen. Der Vergleich mit im Gedächtnis gespeicherten Erfahrungsbildern ermöglicht Vergleiche, Schlussfolgerungen und Bewertung des Erlebten als “gut” oder “schlecht”.
“Gut” im höheren und wahren Sinn ist das, was nach oben treibt; “schlecht” ist das, was nach unten zieht und Leid verursacht.
Sinn- und Bedeutung des Erfahrenen liegt in den zugrundeliegenden geistigen Urbildern, die allem Geschehen zugrunde liegen. Diese sind der unmittelbaren körpersinnlichen Anschauung nicht zugänglich, sondern erschließen sich nur intuitiv.
Jedes mit den Körpersinnen wahrgenommene Bild ist also Ausdruck eines geistigen Urbildes, in dem Sinne, wie es in Platons Höhlengleichnis dargestellt ist.
So ist alles “Vergängliche nur ein Gleichnis” (Goethe) und speziell das Symbol ist eine Tür zur höheren Erkenntnis des Wesens der Dinge.
„Das ist die wahre Symbolik, wo das Besondere das Allgemeinere repräsentiert, nicht als Traum und Schatten, sondern als lebendig-augenblickliche Offenbarung des Unerforschlichen.“ (Goethe)
„Die Symbolik verwandelt die Erscheinung in Idee, die Idee in ein Bild, und so, dass die Idee im Bild immer unendlich wirksam und unerreichbar bleibt und, selbst in allen Sprachen ausgesprochen, doch unaussprechlich bliebe.“ (Goethe)
"Alle äußeren Vorgänge im Weltall, im Kleinen sowohl als im Großen, als auch im äußeren Leben des Menschen sind nur Gleichnisse und Abbilder von Vorgängen im Reiche des Geistes, im Reiche des Ewigen. Vom vergänglichen Standpunkt aus betrachtet, erscheint die phänomenale Welt als Tatsache, deren Vorgänge der Mensch zur Beschreibung geistiger Dinge symbolisch benützt. Aber vom Standpunkte des Wirklichen, des Ewigen aus betrachtet, erkennen wir, dass das Reich der Ideen die Wirklichkeit, der Grund und das Erste und Ursprüngliche ist, und die sichtbare Welt nur die symbolisch Wiedergabe derselben. Und so ist die Sprache in Symbolen die wirkliche Sprache, die Geistessprache, die Sprache, von Gott eingesetzt.“ (Gustav Schwab)
Je abstrakter nun ein solches Symbol ist, desto tiefer greift es. So symbolisiert der Kreis das Unendliche, der Punkt den Uranfang, das Dreieck die Dreifaltigkeit, die Dreiheit in der Einheit. Bezüge auf den Menschen und seine Höherentwicklung erhält man aus den Symbolen der Kirche bzw. der Bibel. Allerdings sind die dort verwendeten äußeren Formen, Wörter oder Bilder nur die Inhaltsträger, nicht der Inhalt selbst:

„Man ist gewohnt in den Symbolen des Christentums nur äußerliche Dinge zu sehen … stellt sich ‚Gott den Vater‘ vor als einen alten Mann mit langem Bart, den Sohn als einen Jüngling, den heiligen Geist als eine irgendwo herumfliegende Taube …, man ist gewohnt, das äußerliche Symbol für dessen Inhalt zu sehen und hält das Kleine so dicht vor die Augen, dass man das dahinterstehende Große nicht sehen kann.“ (Franz Hartmann)
Doch sind diese inneren Bedeutungen dem vergleichenden, zergliedernden, sich nur an der Oberfläche bewegenden Intellekt nicht zugänglich. Allein die Intuition, die zum Wesentlichen vorzudringen vermag, kann diese erkennen. Denn, „wer in den himmelaufstrebenden Türmen des gotischen Kirchenbaues, in der Wölbung des Domes und in den Säulen, auf denen er ruht, nicht sein eigenes inneres Streben und Wachstum versinnbildlicht sieht … dem wird es wenig nützen, wenn man ihm den Sinn dieser Dinge theoretisch erklärt.“ (Franz Hartmann)
Das Streben vom Niederen zum Höheren wird symbolisiert in der Architektur des Kirchengebäudes, dessen Inneres das Innere des Menschen, seine „Seele“ darstellt; das Kirchengemäuer grenzt die niederen, sinnlichen Begierden ab, hält sie draußen; auf dem Kirchhof finden sich die „abgestorbenen Leidenschaften“ usw. Im gleichen Sinn steht im neuen Testament der „Stall“ für den menschlichen Körper, die „Tiere“ für seine niederen Begierden, Pilatus für den zergliedernden Intellekt, der die Wahrheit nicht sehen kann …

Symbole sind die Wegweiser, die nach innen und zugleich nach oben führen, gehen muss diesen, seinen Weg, jeder selbst, indem er den Symbol-Sinn sich erschließt.
„Solange wir noch nicht genug geistig geworden sind, um das Geistige durch direkte Anschauung zu erkennen, bedürfen wir des Symbols.“ (Franz Hartmann)
Um den Wesensgehalt eines Symboles zu erfassen, bedarf es der Intuition, nicht des Intellekts!

Franz Hartmann beschreibt Wesen und Sinn der Symbole mit den folgenden Worten:
"Alles was wir in der Natur sehen, ist Wahrheit, aber wir sehen nicht die Wahrheit selbst, sondern nur deren Darstellungen oder Symbole. Wir sehen nicht das Wesen der Dinge, oder das, was sie in Wirklichkeit sind, sondern nur deren Schein. Der Geist der Dinge ist naturgemäß für unsere körperlichen Augen unsichtbar, und deshalb ist die Natur mit ihren Erscheinungen da, damit wir lernen, in diesen Symbolen das, was sie darstellen und was sie in Wirklichkeit selbst sind, die Wahrheit zu finden, und dadurch zur eigenen Erkenntnis des Wahren zu gelangen. Jedes Ding in der Natur bedeutet einen Gottesgedanken, es ist der Ausdruck desselben und dessen Symbol; es führt uns zu Gott, wenn wir Gott darin finden. Mit theoretischen Erklärungen, von denen schließlich niemand weiß, ob sie wahr sind, ist wenig gedient und oftmals geschadet; denn nur die Früchte, die in unserem eigenen Garten wachsen, sind unsere eigenen; nur diejenige Wahrheit, die wir selbst in den Symbolen entdecken, weil sie auch in uns selbst lebendig geworden und zu unserem Bewusstsein gekommen ist, ist unsere Selbsterkenntnis. Nicht, dass, wie es vielfach geschieht, jeder den religiösen Symbolen eine willkürliche Deutung geben dürfte, die nur seiner Fantasie entspringt, wie es ja närrisch wäre, den Buchstaben einer Sprache, die man nicht kennt, eine beliebige Deutung zu geben; wohl aber wird jeder, der den Gegenstand, den das Symbol darstellt, kennt, auch den Sinn des Symbols erfassen...In der Natur ist jedes Ding der vollkommene Ausdruck des Ideals, welches es darstellen soll...
Die religiösen Symbole sind nicht dazu da, um unsere wissenschaftliche Neugierde zu befriedigen, sondern um uns zu erziehen, d.h. um uns durch das Äußere zum Inneren zu führen. Wir sollen selbst über deren Sinn nachdenken und denselben in uns selber erleben; dann erst erkennen wir ihre Bedeutung. Mit einer theoretischen Erklärung derselben ist wenig gedient; ja sie verdirbt oft sogar den Zweck des Symbols; sie kann den Verstand befriedigen, aber wo das religiöse Gefühl und die Intuition fehlt, da trägt sie schwerlich zur Erbauung und Ernährung des Geistes bei...Die äußerliche Religion mit ihren Symbolen ist die Schale, die innerliche der Kern; die Schale ist für den äußeren, der Kern für den inneren Menschen bestimmt...
Jedes religiöse Symbol hat eine dreifache Bedeutung, die ihm nicht willkürlich untergeschoben ist, sondern naturgemäß in ihm liegt; nämlich eine äußerliche, exoterische, die wie alles Äußerliche in der Welt nur ein Schein oder Sinnbild und oft so vernunftwidrig ist, dass sie keine verständiger Mensch für buchstäblich wahr halten kann; ja diese Vernunftwidrigkeit sollte ein Schutz gegen die buchstäbliche Auffassung sein.
Die zweite ist die innerliche, esoterische Bedeutung, welche theoretisch erklärt werden kann; die dritte aber ist die praktische Erkenntnis dieser Bedeutung, die erst dadurch gewonnen wird, dass man den Sinn des Symboles in sich selber erlebt und erfährt... "

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