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Theosophie

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Zugangswege zur Theosophie

Wer den tieferen und eigentlichen Sinn seines Daseins bzw. des Daseins ergründen will, wird möglicherweise früher oder später auf das diesbezügliche Schriftgut der Theosophie stoßen, im speziellen "Die Geheimlehre" von H.P. Blavatsky (HPB), das Flaggschiff dieser Schriften, sozusagen. Man wird, beim ersten Lesen in der Geheimlehre, sehr schnell feststellen, dass man es mit keiner sehr leicht verdaulichen Kost zu tun hat. HPB's Begriffsschatz und die vielfältigen Verweise und Querverbindung zu den verschiedenen Religions- und Philosophie-Systemen, gedanklicher, wie begrifflicher Art, können beim ersten Lesen verwirren, wenn nicht gar abschrecken. HPB springt gedanklich sehr viel hin und her und verliert sich oftmals in Details und "Streitgesprächen", die beim ersten Lesen eher ablenken, wenngleich sie durchaus erkenntnisfördernd sind.

Man sollte bei der ersten Lektüre sich auf die Hauptbände und theosophischen Hauptgedanken beziehen, wie sie in der "Kosmogenesis" und der "Anthropogenesis" gegeben sind. Hürden für ein Verständnis ergeben sich hauptsächlich durch die vielen Begriffe aus dem Sanskrit. Trotzdem kann man die dahinterstehenden Grundgedanken intuitiv erfassen, so wie man den Sinn, die Grundaussage eines fremdsprachlichen Textes durchaus erfassen kann, ohne jedes einzelne Wort zu kennen.

Klar sein, muss vor allem:
Es gibt keine Möglichkeit dieses hochkomplexe Wissensgebäude in überschaubar-portionierten Kapiteln schulmäßig zu vermitteln oder zu lehren, wie man z.B. die Grundrechenarten jedermann schematisch vermitteln kann. Der Grad des Verständnisses der Geheimlehre ist wesentlich vom Entwicklungsgrad des "Schülers" und der damit zusammenhängenden Aufnahme- und Erkenntnisfähigkeit bestimmt, welche dynamisch ist, d.h. sich durch das Lesen wandeln kann. Es geht hier nicht darum, totes Wissen anzusammeln, das abgefragt werden kann, wie in der Schule. Auch ist ein rein intellektueller Zugang nicht möglich, da er im Formalen stecken bleibt, nur tote Formen abgreift. Das Wesen ist nur intuitiv erfassbar und das Verständnis abhängig davon auf welchen Boden die Gedanken fallen.
Es gibt nicht "den" geraden Weg zur Erkenntnis! Es gibt nicht den Weg für alle, jeder muss seinen Weg selber finden und gehen!

Empfehlung:
HPBs Geheimlehre kann beim ersten, unbedarften Lesen, frustrierend sein und ist - aus meiner Sicht - zum Einstieg in das Gedankengut der Theosophie eher ungeeignet, da didaktisch ungeschickt aufgebaut, zu sprunghaft und etwas überladen, was den Anfänger überfordert. Da der wesentliche Teil des Gedankengutes und der Sanskrit-Begriffe jedoch der indischen (vedischen) Philosophie entnommen ist, sollte man zuerst die "Bhagavad Gita" lesen und das nicht nur einmal!

Die Kenntnis der grundlegenden Begriffe aus dem Sanskrit ist unabdingbar, vor allem deshalb weil sie sehr differenziert (wie es in keiner anderen Sprache möglich ist) auf Zustände und Abläufe abgestimmt sind und nur dadurch klare Unterscheidungen möglich sind. Solch wesentliche Begriffe sind: Parabrahman, Mulaprakriti, Brahma, Brahman, sthula sharira, linga sharira, Karma usf.

Angaben zur empfohlenen theosophischen Literatur finden Sie im Literaturverzeichnis.

Grundgedanken der Theosophie

Mein Glaubensbekenntnis

(von Hermann Rudolph)

Ich glaube (weiß):

dass der endlose Raum, der uns umgibt und durchdringt, die Gottheit, das uferlose Meer des Lebens, die eine ursprüngliche Intelligenz ist, von der alle niederen Intelligenzen Ausstrahlungen und Wiederspiegelungen sind,

dass das Weltall im Raume (Gott) entsteht, sich entwickelt und wieder vergeht,

dass der Raum Vater-Mutter aller Geschöpfe ist und sie ernährt,

dass die ttliche Mutter, die Gottheit, ihre Göttersöhne, die ewigen Monaden, die als der göttliche Gedanke allezeit in ihrem Schoß wohnen und während der Weltnacht in ihr ruhen, am Beginn der Weltschöpfung hinaussendet, das Weltall aufzubauen, und sie am Ende der Schöpfungsperiode wieder in ihren Schoß zurückruft,

dass das Weltall eine Brüderschaft von Göttern ist, auf den verschiedenen Stufen der Entwicklung, in denen der Eine, chste Gott (Gott der Sohn) seine ewige Wohnung hat

dass die Einheit des Weltalls, der Eine, höchste Gott (die Zentralmonade, die geistige Zentralsonne) einer großen Flamme gleicht, in der unzählige kleinere Flammen und Funken brennen und leuchten,

dass die ttlichen Monaden während der vielen Schöpfungstage alle Reiche der Natur emporsteigen, in der Mitte des Menschenreiches sich ihrer Göttlichkeit bewusst werden und am Ende des Menschenreiches (nach einer Zeit der Ruhe) in das übergeordnete Reich der Planetengötter übergehen,

dass in jedem Menschen ein Gott gekreuzigt ist, der nach Freiheit strebt,

dass die menschlichen Monaden vor Jahrmillionen in das Menschenreich eintraten und dasselbe in Millionen Jahren in sieben Stufen (Klassen) und Graden vom Menschen der Kindheitsstufe bis zur Stufe der Vollkommenheit des Gottmenschen emporsteigen,

dass es meine heiligste Pflicht ist, der Stimme meines inneren Gottes, der Vernunft um dem Gewissen (dem Wahren und Guten) allezeit zu gehorchen und den jüngeren Brüdern bei ihrem Aufstieg zu helfen,

dass ich am Ende der großen Schöpfungsperiode von der göttlichen Mutter mit meinen Brüdern in ihren Schoß zurückgerufen und die unvergänglichen Güter (Freiheit, Unsterblichkeit und Glückseligkeit) als Lohn für meine Anstrengungen und Treue empfangen werde,

dass ich am Ende der Weltnacht von neuem ins Dasein treten werde, um meinen Aufstieg auf den Myriaden Welten des endlosen Raumes im Dienste der göttlichen Mutter fortzusetzen, und noch größere Macht und Weisheit erringen werde.

Zur Beachtung!

Die Änderung des Textes von „Mein Glaubensbekenntnis“ ist verboten, doch steht es jedem frei, den Text seiner Einsicht entsprechend auszulegen. Hierin besteht die germanische Glaubens- und Gewissensfreiheit, die Ketzerei und Ketzerverfolgung nicht kennt, im Gegensatz zum keltisch-semitischen Glaubenszwang.

Der erste Schritt

„Wo komme ich her, wohin gehe ich, warum bin ich hier und was ist der Sinn meines Daseins?“

Jeder, der wenn auch nur für kurze Momente dem ablenkenden Sinnenlärm entflieht wird mit diesen Fragen konfrontiert werden. All die Sinnenbelustigung lenkt doch nur vom Wesentlichen ab, reißt den Menschen auseinander, treibt ihn von einem äußeren Sinnenreiz zum anderen. Ist man dann irgendwann durch Krankheit oder „Schicksalsschläge“ in die Situation versetzt, in der man nachdenken muss, so befindet man sich in einer Leere, die die wenigsten zu füllen wissen und kaum wissen wie sie damit umzugehen haben, wenn sie ganz auf sich gestellt sind und jeglichen äußeren Halt verloren haben. Aber gerade das ist der interessanteste Punkt in jedem Leben – die größte Chance zum Umdenken, zu Umkehr, zur Suche nach dem Sinn im Sein und vor allem im eigenen Dasein.
Es gibt auf all diese Fragen nur eine Antwort, das ist die allem zugrunde liegende Wahrheit. Wege dorthin gibt es mindestens so viele, wie es denkende Wesen gibt. Die verschiedenen Religionen sind solche Wege, gewachsen auf jeweils anderem kulturellen Nährboden. Die äußeren Unstimmigkeiten und Streitigkeiten zwischen den Religionen sind einer Wahrheitssuche nicht förderlich. Es gibt nicht die „einzig wahre Religion“ und vor allem verstehen nur die wenigsten derer, die Religion predigen oder Schriften auslegen, deren wesentliche Inhalte. Diese Schriften haben ja nun – sei es die Bibel oder die Bhagavad-Gita – mehrere Bedeutungsebenen:
Da ist zum einen die Ebene der äußeren, historischen Ereignisse, das Kleid, in welches die Wahrheit gekleidet ist. Dahinter liegt die Ebene der moralischen Lehre und erst hinter dieser liegt der Kern, der für alle Religionen gleich ist, der tiefere mystische Sinn. Die äußeren Ereignisse sind in der Regel eher symbolisch zu sehen, wie beim Märchen – es gibt ja sicherlich keine Wölfe, die Großmütter fressen oder Hexen, die Kinder im Wald gefangen halten. Im Alten Testament beschriebene Szenen, stellen nicht die Landung oder Sichtung außerirdischer Raumschiffe dar (wie z.B. die Visionen des Hesekiel); ebenso wenig gilt dies für die die Drachen, Götter oder Fabelwesen der Mythologie. Diese Deutungen entspringen einer rein materialistischen Sicht, die nur die Formen sieht, nicht aber deren Inhalte.

Denn, wer den Schlüssel nicht hat, wird die Wahrheit nicht finden.

Ebenso wie es diese verschiedenen Bedeutungsebenen gibt, so gibt es verschiedene Wahrnehmungsebenen im Menschen mit unterschiedlicher Tiefe des Blicks auf die Wahrheit. Dies beschreibt die Theosophie in ihrer „siebenfachen Gliederung des Menschen“. Diese Wahrheit ist und muss und vor allem kann auch nicht durch äußerliche Fakten oder Funde oder gar Theorien bewiesen werden. Der Beweis liegt in ihrer Erkenntnis. Zu dieser Erkenntnis bedarf es einer inneren Reife. Zu dieser Reife muss sich jedes Wesen, insbesondere der Mensch erst hin entwickeln. Dies ist Sinn und Kern der Reinkarnationslehre, einem ebenso wesentlichen Bestandteil der theosophischen Lehre.

Das Weltall als Ganzes ist nicht zufällig entstanden und hat nach x Neustarts (wobei x wohl gegen unendlich geht) eine stabile Form mit stabilen Naturgesetzen „gefunden“ und dann auch noch hochkomplexe, lebendige oder lebensfähige Gebilde geschaffen, wie den Menschen. Diese Hypothese scheint mir völlig absurd. Man nehme eine Flasche, fülle sie mit Sand und schüttele sie, solange bis zum Beispiel sich ein Quader oder einer Pyramide bildet … und man erkennt die Absurdität dieses Gedankens. Es ist vielmehr so, auch das lehrt die Theosophie, dass der Plan, das Muster, die Struktur, das Lebensprinzip schon vorher (ewig) dagewesen ist und das, was wir sehen und wahrnehmen auch wiederum nur ein Kleid ist, in das sich diese Prinzipien kleiden, der Stoff über den sie sich manifestieren … Es ist weder möglich noch denkbar, dass etwas aus dem Nichts entsteht und dann wieder in einem Nichts vergeht.

Das, was im Großen gilt, gilt ebenso für den Menschen und sein begrenztes Dasein zwischen Leben und Tod. Sinnlos ist eine Existenz, die nur zwischen diesen beiden Punkten besteht, die aus dem Nichts kommt und auch wieder dahin verschwindet. Daran ändern auch alle noch so schönen Zukunftsvisionen nichts. Ebenso falsch ist die Annahme, ein solch begrenztes „zufälliges“ Dasein könne einen unbegrenzten und geordneten Folgezustand haben, einen Himmel (Paradies) oder eine (Hölle) – wo ist der Bezug zu der kurzen Existenz eines Menschen und der Qualität seiner Lebensweise, wenn doch die Anfangsbedingungen für jeden rein willkürlich sind – was für ein grausamer Gott (der ja durch die Annahme eines „Himmels“ impliziert ist) sollte sich sowas ausdenken?

Auch ist die Annahme eines außerhalb des Manifestierten stehenden Gottes nicht haltbar und nicht logisch – da ein solcher ja nur ein Teil des Ganzen wäre und somit begrenzt und vergänglich. Das, was man als „Gott“ bezeichnet, muss also allem zugrunde liegen und alles durchwirken.

Die Theosophie bringt aufgrund ihrer ganzheitlichen Sicht und vor allem wegen der völligen Klarheit ihrer Begriffe erst Ordnung und Sinn in dieses weithin vorherrschende Begriffs- und Verständnischaos. Die Theosophie schöpft aus allen zugänglichen religiösen Quellen, vornehmlich der indischen Philosophie, weil diese in ihrer Begrifflichkeit am klarsten und differenziertesten ist. Die Gleichnisse in der Bibel sind – ohne einen Schlüssel zu besitzen – nicht wirklich zugänglich, wenngleich in ihnen alle fundamentalen Wahrheiten enthalten sind. Äußerlich betrachtet sind es unglaubliche Geschichten, die mit der erlebten Realität so gar nichts gemein haben, woraus man ja schon schließen kann, dass sie eher symbolisch, im übertragenen Sinne zu verstehen sind, sich auf ein geistig-seelisches Geschehen beziehen müssen. Erst vor diesem theosophischen Hintergrund erschließen sich viele Schriften in ihrem wahren universellen Sinn, die vermeintlichen Unterschiede lösen sich auf in der Erkenntnis der Einheit und des Einen alles Verbindenden.

Man darf die Theosophie nun aber nicht als eine wieder andere Lehre oder Sekte verstehen oder gar als „besser“ als andere. Nein. Sie umfasst alle Lehren und verbindet diese, erklärt sie und wahrt somit deren Eigenexistenz als einen Weg unter vielen. Alle Lehren sind gleich-wertig und gleich-gültig!

Zur Methodik

Da es, wie oben bereits erwähnt wurde, nicht möglich ist die eine allumfassende Darstellung der Theosophie im schulmäßigen Sinn zu geben, da jeder seinen Weg finden muss, ausgehend von dem Punkt, an dem er gerade steht, der Sinnfrage, die ihn gerade umtreibt und da es sich bei der Theosophie um einen Erkenntnisvorgang, einen individuellen Erkenntnisweg handelt, werde ich an einem beliebigen Punkt anfangen und unsystematisch die Grundgedanken der Theosophie beleuchten. Die Gedanken werden in immer etwas anderer Form, in einem etwas anderen Zusammenhang wiederholt. Begriffe aus dem Sanskrit werden nicht bei ihrem ersten Auftreten unbedingt erläutert, sondern erschließen sich nach und nach. Es geht, wie gesagt, nicht um abzufragendes Schulwissen oder sinnloses "Vokabellernen", sondern um eigene Erkenntnis eines lebendigen, mit steigender Erkenntnis sich immer weiter erschließendes Muster!
Natürlich ist es nicht Absicht dieser Ausführungen eine komplettes Abbild des theosophischen Gedankengutes zu geben. Dies ist einfach nicht möglich. Vielmehr versuche ich hier ein paar wesentliche Grundgedanken in ungeordneter Form hinzustellen als eine grobe Landkarte, auf denen ein paar wichtige Sehenswürdigkeiten dargestellt sind, weniger all die Straße, Wege, Wälder und Wiesen mit all ihren Namen.

Periodizität

Es gibt im Weltgeschehen keine Willkür, alles Geschehen läuft nach festen „Naturgesetzen“ ab, hauptsächlich jenem der periodischen Wiederkehr. Naturgesetze sind hier zu verstehen als die Wirkung zielgerichteter, formbildender geistiger Kräfte im Stoff.

Der Grundgedanke des Werdens ist das periodische Hervortreten eines Schöpfungsimpulses aus dem Unoffenbaren in die Welt der Erscheinungen, dem Offenbaren, das Sammeln von Erfahrungen in diesem und die dadurch bereicherte Rückkehr ins Unoffenbare.

Im Kleinen ist es der Vorgang des Geborenwerdens, des Eintritts in die Welt, dem Leben als Sammeln von Lebenserfahrungen und dem Tod, dem Austritt aus der körperlichen Welt.

Die Periode der Tätigkeit bezeichnet man als Manvantara, die darauf folgende Periode der Ruhe als Pralaya. Es ist dies der gleiche Rhythmus, der Tag und Nacht, Leben und Tod, Licht und Dunkel zugrundeliegt.

Der Leitgedanke dieses periodischen Vorganges ist die Höherentwicklung jeglicher offenbarter oder manifestierter Daseinsform von Niederen zum Höheren, spiralförmig von unten nach oben.

Unten steht die dichteste, materiellste Form, oben die feinstofflichste, geistige.

Sinn und Zweck des Vorganges ist es immer vollkommenere, d.h. bewusstere Daseinsformen hervorzubringen.

Das EINE, Unoffenbare – Parabrahm - schafft sich diese Formen als Spiegel zur Selbsterkenntnis, denn Erkenntnis setzt eine Spaltung in Subjekt und Objekt, in Erkenner und Erkanntes voraus als die beiden Pole zwischen denen sie entstehen, wirken, pulsieren kann.

Selbsterkenntnis setzt Selbstbewusstsein des Erkenners voraus, das erst ab einer bestimmten Entwicklungsstufe der Lebensform zu eigen wird. In unserem Weltall ist diese Form der Mensch. Und erst mit ihm beginnt der eigene, selbstbewusste Erkenntnisweg nach oben zu immer höheren Formen des Bewusstseins… In eben diesem Rhythmus von Aktivität und Ruhe, folgend der spiralförmigen Linie der Höherentwicklung, liegt auch die Ursache der Reinkarnation (Wiederverkörperung). Jedes neue Dasein ist eingebettet in diesen Strom, ist nicht willkürlich, zufällig oder einmalig, sondern wiederholt sich solange bis die vorgesehene Entwicklungsstufe erreicht ist. Jede Daseinsform dient in der Phase der Aktivität (Menschenleben oder Inkarnation als Mensch) dem Sammeln von Erfahrungen und in der folgenden Phase der Ruhe (Tod, hier in seinem dauerhaften, nicht seinem punktuellen Aspekt) dem Auswerten dieser Erfahrungen.
Weltoffenbarung heißt Manifestation, Formwerdung des Formlosen geleitet von einem Willen zur Schöpfung, zur Erkenntnis auf dem stetig nach oben führenden Entwicklungsweg. Dazu bedarf es des Gegensatzes zwischen Subjekt und Objekt, zwischen Erkenner und Erkanntem, zwischen Bewusstsein und Form. Die sich offenbarenden Formen benötigen Körper und Bewusstsein und so strömen die Monaden, die göttlichen Lichtfunken im Zuge der Offenbarung als erkenntnis- und daseinshungrige Lebenswoge in die Stofflichkeit, in deren vergängliche Formen sie sich kleiden.
Der Weg der Lebenswoge und somit jedes Lebensfunkens (Monade) ist der Weg durch die Formen verschiedener Dichtegrade und den zugehörigen Bewusstseinsstufen – absteigend zunächst von der höchsten Form der Geistigkeit zu der höchsten Stufe der Verdichtung der Formen, der geistig dunkelsten Stufe. Erst dort beginnt der selbstbewusste Weg der Monaden aufsteigend auf dem Weg zur Erkenntnis, zur Vergeistigung der Materie, aufsteigend die Leiter immer höherer Bewusstseinsstufen. Dieser Weg beginnt beim Menschen und seine Erfahrungen, die er in seinen vielen Verkörperungen folgt sind der Entwicklungsweg, den die Erkenntnis gehen muss.
Diesem Werdeweg unterliegen alle Formen, seien es nun Sonnensysteme, Planeten, Menschen oder Atome. Alle diese Entwicklungswege sind verwoben, verschachtelt, hierarchisch gegliedert – durchpulst ist alles Werdende von diesem Weg und seinen Stufen. Wir betrachten im Folgenden speziell den Entwicklungsweg der Planetenentstehung. Dieser ist dem Entwicklungsweg des Sonnensystems untergeordnet oder folgend und den nächstniederen Entwicklungsweg der Entstehung des Menschen tragend, ordnend und bestimmend.
Alle Entwicklungsvorgänge im Weltall sind von der Zahl Sieben bestimmt, so auch die des Menschen.Siebenfach ist auch die Gliederung des Menschen im okkulten Sinne und nicht umsonst taucht die Zahl "Sieben" so häufig in der Mythologie oder dem Märchen auf.

Globen und Runden

Diese Entwicklungswege sind gegliedert in “Runden”, wobei jede Runde über sieben Stufen verläuft. Der Entwicklungsweg des Sonnensystems besteht aus sieben Planetenketten-Runden. Der Entwicklungsweg eines einzelnen Planeten, die Planetenrunde, besteht aus sieben Globen: A-B-C-D-E-F-G. Der Planet, den wir hier ausschließlich betrachten ist die Erde. Hand in Hand mit diesen großen Entwicklungszyklen für Planeten und Sonnensystem auf den unterschiedlichen Ebenen der Geistigkeit bzw. der Stofflichkeit geht die Entwicklung der Lebensformen in körperlicher, seelischer und geistiger Hinsicht.
Der Entwicklungsweg der Menschheit auf der Erde durchläuft sieben Wurzelrassen, die innerhalb jedes Globus vollständig durchlaufen werden. Dies nennt man eine Globusrunde, da sie auf dem Globus stattfindet. Globus meint hier nicht speziell den sichtbaren, materialisierten Erdglobus, wie man ihn sich jetzt vielleicht spontan vorzustellen mag, sondern – je nach Runde - einen der sieben Globen. Es sind hier also verschiedene Zyklen ineinander verschachtelt:
An oberster Stelle der Zyklus des Sonnensystems, darunter jener der einzelnen Planetenkette und in dieser wiederum die Globuszyklen. Diese Gliederung setzt sich nach oben und unten bis ins Unendliche fort.

Gliederung

Man unterscheidet zwischen inneren und äußeren Runden. Die innere Runde beschreibt den Entwicklungsweg der Lebenswoge von Globus A bis Globus G. Die äußere Runde beschreibt den übergeordneten Entwicklungsweg der sieben Planetenketten innerhalb des Zyklus des Sonnensystems von einem der sieben Planeten (Erde, Mond, Merkur, Venus, Mars, Saturn, Sonne) zum anderen. Eine Planetenkette bezieht sich jeweils auf einen Planeten. Die gegenwärtige Menschheit befindet sich auf Planet 4 in Kette 4 auf Globus D in der vierten Wurzelrasse.
Der Entwicklungsweg des Menschen im speziellen ist die Bildung der ihn konstituierenden sieben Prinzipien, was in einem separaten Kapitel besprochen wird.
Es sei nochmals wiederholt, dass die Entwicklungsebenen hinsichtlich ihrer Stofflichkeit bzw. Geistigkeit für Planeten, wie für Menschen die gleichen sind. Jede solche Ebene befindet in einem bestimmten Bereich „stofflicher Dichte“, hat ihren spezifischen Dichtegrad. So erhält der Mensch seinen stofflichen, physischen Körper erst auf der am meisten verstofflichten Ebene auf Globus D.

Manvantara und Pralaya

Jedem Tätigkeitszyklus (Manvantara) folgt ein Schlafzyklus (Pralaya), vergleichbar mit Tag und Nacht, gemäß dem folgenden abstrahierten Muster.

Dieses Muster gilt sowohl für die Zustände zwischen den Sonnenzyklen, den planetarischen Ketten, den Globen und den Wurzelrassen. Eine Lebenswoge beginnt ihren Entwicklungsweg in jeder Planetenrunde auf Globus A. Sie durchläuft in jeder dieser Runden nacheinander alle Globen (A-G) und beendet ihren Entwicklungsweg auf Globus G. Globus D ist der jeweils „tiefste“ und dichteste Globus – hier endet der absteigende Bogen (Involution) und hier beginnt der aufsteigende Bogen (Evolution).

Involution meint den Abstieg des Geistes in die Materie, Evolution die selbstbewusste Entwicklung der Lebensform zum Geistigen oder die Vergeistigung der Materie.

Wie in der Grafik rechts dargestellt, werden in jeder der planetarischen Runden (hier der Ausschnitt: Runde 1 – Runde 4) sieben Globen durchlaufen, was dem Gesamtentwicklungs-Zyklus eines Planeten entspricht. Einer jeden planetarischen Runde (Tätigkeitszyklus oder Manvantara) folgt ein Schlafzyklus (Pralaya). Jede einem solchen Schlafzustand folgende Planetenrunde findet auf einer höheren Entwicklungsebene statt, als die vorhergehende.

„Höher entwickelt“ ist nicht zu verwechseln mit weniger dicht!

Auf dem absteigenden Bogen der Involution nimmt trotz fortschreitender Entwicklung der Dichtegrad der Formen zunächst zu, um in dem bei Globus D beginnenden aufsteigenden Bogen der Evolution wieder an Dichte abzunehmen, jedoch angereichert mit den Erkenntnissen aus den Erfahrungen des absteigenden Bogens. Innerhalb einer Planetarischen Runde durchläuft jeder einzelne Globus sieben Globusrunden. Jede dieser Globus-Runden entspricht dem Auftreten bzw. der Entwicklung einer Wurzelrasse.

Es durchläuft somit jeder Globus einer Planetenrunde sieben Wurzelrassen.Nach Durchlaufen einer Planetenkette (sieben planetarische Runden) ist die Bildung eines Planeten abgeschlossen. Eine gesamte Planetenkette durchläuft somit sieben planetarische Runden zu sieben Globusrunden mit je sieben Wurzelrassen!

Natürlich unterliegen all diese Runden dem Wechselspiel zwischen Tätigkeitszyklus und Schlafzyklus (siehe folgende Grafik).

Dieser Entwicklungszyklus dauert so lange an, bis ein neuer Zyklus zur Bildung einer planetarischen Kette beginnt. Alle Scharen von Wesen der vorhergehenden Kette durchlaufen nun eine neue planetarische Kette auf einer höheren Ebene als die der vorhergehenden Kette (vor dem Pralaya). Nach dem Durchlaufen von sieben solcher planetarischer Ketten mit ihren Tätigkeitszyklen (Manvantaras) und Schlafzyklen (Pralayas) sinkt das gesamte Sonnensystem in das solare oder kosmische Pralaya.

Sieben Ebenen der Entwicklung

Sieben ist die Grundzahl unseres Sonnensystems. Über sieben Daseinsebenen erstreckt sich jegliche Entwicklung.

Jeder kosmische Körper, ob Galaxie, Sonnensystem, Planet, Mensch, Atom usw. ist eine siebenfach zusammengesetzte Wesenheit, wobei nur eines dieser sieben Prinzipien sichtbar ist, die anderen sechs sind unsichtbar. Sichtbar ist einem Wesen nur jene Ebene, auf der es manifestiert und für die es die entsprechenden Sinnesorgane hat.

Diese siebenfache Gliederung gilt im Großen, wie im Kleinen, das Große spiegelt sich im Kleinen, das Kleine ist Abbild des Großen (wie oben, so unten) – die siebenfache Gliederung des Menschen ist Abbild der siebenfachen Gliederung des Sonnensystems.

Das Ganze ist in jedem Teil enthalten, wie der Baum im Samen enthalten ist.

Die für unsere Betrachtung relevante planetarische Kette, die Erdkette ist ebenfalls aus sieben Globen zusammengesetzt, deren Entwicklung auf den sogenannten „Rupa-Ebenen“ stattfindet.

Sichtbar für unsere körperlichen Augen (unserem bisherigen Entwicklungsstand entsprechend) ist nur der vierte, materialisierte Globus D. Vorausgehend im Entwicklungsweg auf dem absteigenden Bogen sind die unsichtbaren Globen A-C; folgend sind die ebenfalls unsichtbaren Globen F-G.

Unsichtbar heißt: diese Globen befinden sich auf höheren oder feinstofflicheren Entwicklungsebenen (Arupa-Ebenen), die mit unseren gegenwärtigen materiell ausgerichteten Sinnesorganen nicht wahrnehmbar sind.

Die unsichtbaren Globen liegen jeweils paarweise auf einer der höheren Ebenen:

A-G

B-F

C-E

D

folgend dem absteigenden Bogen, der Involution oder dem aufsteigenden Bogen, der Evolution.

Die Globen A – C beschreiben den absteigenden Bogen, die Involution. Dies ist der Weg der Lebenswoge, dem Strom der Monaden, von den feinstofflichen, geistigen Ebenen hinab in die Materie zu ihrem höchsten Verdichtungsgrad (Nadir) auf Globus D. Auf diesem Weg erfolgt der Abstieg des Geistes in die Materie. Die Globen E-G folgen dem aufsteigenden Bogen, der Evolution. Diese beginnt am dichtesten Punkt - - - bei Globus D - und führt aufwärts zum geistigsten Punkt auf Globus G und stellt dar die Vergeistigung der Materie, womit der Entwicklungskreis geschlossen ist.

Alle Planeten, die gegenwärtig für unsere körperlichen Augen sichtbar sind, befinden sich in ihrer dichtesten Form auf Globus D. Wir befinden uns aktuell, wie oben bereits erwähnt, in der vierten planetarischen Runde auf Globus D in der vierten Wurzelrasse! Hier steht der Mensch in seiner gegenwärtigen Entwicklungsform und -stufe.

Bei ihm endet der absteigende Bogen, die Involution und mit ihm beginnt der aufsteigende Bogen, die Evolution, der Erkenntnisweg.

Um Missverständnisse durch uneinheitliche und nicht definierte Begriffe zu vermeiden, werden hier und im Folgenden die Begriffsdefinitionen der Theosophie verwendet.

Begriff

Bedeutung

Das Weltall

Unser Sonnensystem, der eigentliche Bezugspunkt oder Bezugsrahmen der theosophischen Betrachtung.

Die Welt

Unsere Erde.

Das Universum

Die Gesamtheit aller Sonnensysteme, die unser Milchstraßensystem bilden.

Der Kosmos

Die geordnete und organisierte Welt.

Das Chaos

Die noch ungeordnete, unstrukturierte Urmaterie.

Die Entstehung des Weltalls als Offenbarung des Unoffenbaren

Offenbar oder offenbart ist das, was man mit den Sinnen wahrnimmt, das, was Form geworden ist, was den Gesetzen von Raum und Zeit unterliegt, was wird und vergeht. Unoffenbar oder unoffenbar ist das dahinterstehende geistige, der Offenbarungswille, die Offenbarungsidee mit ihrem Offenbarungsdrang. Dieses Unoffenbare ist unbegrenzt, raum- und zeitlos, das alles umgebende und durchdringende unvergängliche Sein, das Leben an sich, bergend alle Lebenskeime, es ist die Einheit, das Eine hinter dem Vielen, die Gottheit hinter den Göttern – Parabrahm.

Parabrahm ...

Ist das Eine, der absolute Raum an sich
Ist nicht abgegrenzt
Ist erfüllt von der allgegenwärtigen Ursubstanz
Umgibt und durchdringt uns
Ist das uferlose Meer von Leben und Bewegung
In ihm ruhen alle Lebenskeime
Periodisch kommt alles aus ihm hervor und vergeht wieder
Ist das Eine ohne ein Zweites
Ist das Unoffenbarte
Ist die Gottheit

Parabrahms Drang nach Erkenntnis seiner selbst

Schwingung als Trägerwelle der Offenbarung

Diese zu Beginn eher als abstrakt zu sehende Ursubstanz entspricht einem potentiellen Schwingungszustand, der im Zuge der Offenbarung stetig verringert wird und dadurch unterschiedliche Dichtestufen der Materie entstehen lässt – von den feinstofflichen Ebenen hinab zu den grobstofflichen an deren Ende die physischen dichten Körper sich befinden.
Die Offenbarung, zu verstehen als Abstieg des Geistes in den Stoff, oder der Weg von der abstrakten Idee zur konkreten Form zur Verdichtung des Stoffes.In diesem Sinne hüllt sich der Geist bei seinem Abstieg in die Schleier der vergänglichen Materie um sich darin zu manifestieren. Jeder solchen Form entspricht ein bestimmtes zugehöriges Bewusstsein.

Wie in der Illustration gezeigt, nimmtdie Schwingungsfrequenz des von Parabrahm ausgehenden Schöpfungsstrahls in Richtung der höheren Verdichtung des Stoffes (der Substanz) ab. Es ist dies der Vorgang der stetigen „Materialisation“, der Verdichtung.

Die Geistschwingung (hochfrequent) vergröbert sich zur Materie (niederfrequent).
Ist im rein Geistigen (Parabrahm) ist die Schwingungsfrequenz als unendlich hoch anzusehen, so strebt sie mit steigender Materialisation gegen Null.

Auf dem Wege dieser Verdichtung bilden sich die verschiedenen Stoffebenen, d.h. es werden die Träger gebildet für die einzelnen Entwicklungsstufen des Bewusstseins.

Dieser „Abstieg des Geistes in die Materie“ findet seinen tiefsten Punkt im physischen Körper, dem geringsten Schwingungszustand und dem untersten oder dichtesten Träger.

Dreischritt der Offenbarung

Jegliche Offenbarung (ob makrokosmisch oder mikrokosmisch gesehen) geschieht in einem „Dreischritt“ oder besser „Dreiklang“, da diese drei Schritte nicht getrennt voneinander oder nacheinander, sondern gleichzeitig, in einem zeitlosen Augenblick geschehen.

Allgemein kann man sagen: Gelenkt vom Bewusstsein wirkt die Kraft auf den Stoff.

Der Ausgangspunt der Offenbarung liegt auf der makrokosmischen, obersten Ebene.

Im Innern befindet sich – unoffenbar – Parabrahm – die Gottheit. Der Dreischritt der Offenbarung ist nun das Zusammenwirken von „Mulaprakriti“, „Jiva“ und „Puruscha“ – der drei in der makrokosmischen Schöpfung zusammenwirkenden Grundkräfte.

Puruscha ist der Schöpfungswunsch der Mulaprakriti, die Ursubstanz, in Schwingung versetzt wodurch diese den schöpferischen Impuls aufnimmt. Jiva ist zu verstehen als „das universelle Meer des Lebens“.

Diese drei Prinzipien – Puruscha, Mulaprakriti, Jiva – bilden eine untrennbare Einheit, den sogenannten „Vater-Mutter-Schoß“.

Gelenkt vom Bewusstsein (Puruscha) wirkt die Kraft (Jiva) auf den Stoff (Mulaprakriti).

Ergebnis ist die Idee eines Weltalls - Atma , einen der Schöpfungsstrahlen manifestierend oder offenbarend.

Die Welt ist ein Gedanke Gottes

„Wohl der Gedanke bringt die ganze Welt hervor;
Der, welchen Gott gedacht, nicht den du denkst, o Tor.
Du denkst sie, ohne dass daraus entsteht die Welt,
Und ohne dass, wenn du sie wegdenkst, sie wegfällt.

Aus Geist entstand die Welt und gehet auf in Geist,
Geist ist der Grund, aus dem, in den zurück sie kreist.
Der Geist, ein Ätherduft, hat sich in sich gedichtet,
Und Sternennebel hat zu Sonnen sich gelichtet.
Der Nebel hat in Luft und Wasser sich zersetzt,
Und Schlamm ward Erd‘ und Stein, und Pflanz‘ und Tier zuletzt,

Und menschliche Gestalt, in der der Menschengeist
Durch Gottes Hauch erwacht, und Ihn der Urgeist preist.“

(Rückert, Sinngedichte)

„Nicht ist das Sein zuerst und wird nachher gedacht,
viel mehr vom Denken erst wird Sein hervorgebracht.
Des Denkens Vorrang vor dem Sein ist darin kund.
Des Schöpfers Denken ist der Schöpfung innerer Grund.
Gott denkt sich selbst und ist;
er denkt, so ist die Welt
und sein Gedank ist das, was sie im Sein erhält.

Ich finde dich, wo ich, o Höchster, hin mich wende;
am Anfang find' ich dich und finde dich am Ende.
Dem Anfang geh' ich nach, in dir gebiert er sich;
dem Abschluss späh ich nach, in dir verliert er sich.

Du bist der Anfang, der sich aus sich selbst vollendet;
das Ende, das zurück sich in den Anfang wendet.
Und in der Mitte bist du selber das, was ist und ich bin ich,
weil du in mir die Mitte bist.
Du Gott bist und du bist auch nicht.
Du bist, weil durch dich ist, was ist;
und bist nicht, weil du das, was nicht ist, bist.

Du bist das Seiende und das Nichtseiende,
Seingebende und von dem Sein Befreiende...
Das Rätsel staun' ich an und will es lösen nicht,
weil sich die Lösung in mein eignes Sein verflicht.“

(Rückert, Worte des Brahmanen)

Atma

Atma ist zu sehen als die erste Differenzierung und Verdichtung der Ursubstanz (Mulaprakriti). Das abstrakte (geistige) Mulaprakriti wird zum stofflichen Prakriti, die abstrakte Idee der Substanz (Mulaprakriti) wird zur konkreten Substanz, Prakriti, dem Stoff, der Materie, der Natur.

Atma oder der Logos ist

–die geoffenbarte Gottheit (Parabrahm), ist der Herr eines Weltalls – „Christus“ ist der Logos oder Gott unseres Weltalls
–dem Wesen (Subjekt) nach reiner Geist, der Natur (Objekt) nach Substanz
–ein Gott in den Dingen und nicht außerhalb davon, d.h. kein von außen wirkender Schöpfergott!
–Die männlich-weibliche Potenz, die sich zum Weltall ausdehnt
–Der Architekt, der sich Bauten ausdenkt und diese in allen Einzelheiten plant und festlegt (die praktische Ausführung übernehmen auch hier die „Handwerker“)
–Der Vater aller Geschöpfe (trägt diese als Gedanken in seinem Geist)
–Durchdringt das Weltall und alle Wesen in diesem mit seinem Bewusstsein
–Alle Geschöpfe sind Tätigkeitsformen seines Willens
–Atma ist die Einheit des geoffenbarten Weltalls

Atma betätigt sich über die ihm eigene Dreiheit „Bewusstsein, Kraft und Stoff“ auf den sieben Stufen des Weltdaseins - jedes Geschöpf ist eine siebenfach zusammengesetzte Wesenheit (siehe „die obere und die untere Dreiheit“) -> Verweis auf diese Siebenheit! Atma ist das Subjekt in jedem Geschöpf. Nicht ist es Gegenstand der Wahrnehmung (als Objekt) und kann nicht mit dem Verstand erforscht werden!

Das Weltall ist der Offenbarungskörper Atmas. Atma erfüllt diesen mit seinem Geist und seiner Kraft. Jedoch ist Atma nicht als Teil dieses Weltalls zu verstehen!

Atmas schöpferische Tätigkeit besteht im Denken, d.h. er denkt das Weltall, ruft die Bauelemente aus dem Urgrund seines Wesens (Parabrahm) hervor und lässt das Weltall in seinem Geiste entstehen. Atma projiziert die Urbilder nach außen – dort dienen sie den Bildnern als Modelle.

Diese Urbilder entstammen dem Buddhi-Manas, dem Reich der „abstrakten Gedanken“.

Die Formen werden von den „Handwerkern“ aus dem Weltenurstoff, der allgegenwärtigen Ursubstanz, gebildet. Die „Handwerker“ oder „Bauleute“ sind die Götter, Engel, Erzengel, Elohim, Dhzyan usw. (siehe „Mentalebene“)

Monaden

„Monaden“ sind geistige Kraftzentren oder Strahlen ohne gesondertes Bewusstsein, sie schwimmen im All-Bewusstsein.

Diese individualisierten Strahlen sind Grundlage des göttlichen Geistes (Atma-Buddhi) im Menschen, d.h. jedem Menschen entspricht eine solche Monade.

Die Gesamtheit der Monaden bildet die „Weltseele“.

Die Monaden durchlaufen die einzelnen Reiche (Mineral, Pflanze, Tier, Mensch) um Selbstbewusstsein zu erlangen, wobei die Monade (=Individualität) selbst sich nicht ändert, wohl aber die jeweilige Form, in die sie sich kleidet – die Persönlichkeit.

Nicht wird die Monade zum Menschen, sondern der Mensch zieht sich an der Monade nach oben!

Die Monade kehrt schließlich (am Ende des Weges) zu ihrem Ausgangszustand zurück plus einem höheren Grade an Bewusstsein.

Die Monaden sind die in Buddhi enthaltenen Urbilder oder Urtypen zu allen Geschöpfen und Dingen, die in den niederen Welten sich zu konkreten Erscheinungen entwickeln.

Leibniz bezeichnete diese Urbilder als „Monaden“, Kant als die „Dinge an sich“ und Plato als „Ideen“. Carl Gustav Jung bezeichnete sie als „die Archetypen der Seele“.

Atma ist hierbei als Zentralmonade zu verstehen, aus der eine Vielzahl von Monaden ausgestrahlt werden, sich manifestierend als Lebensformen jeglicher Art (siehe Abbildung 10)

Makro-, wie Mikrokosmos sind nach den gleichen Natur- und Entwicklungsgesetzen organisiert:

Gesetze des Raumes,

Gesetze der Zeit,

Gesetz der Kausalität

Gesetze der Periodizität

Der Entwicklungsgang aller Materie ist eine Verdichtung oder Differenzierung der Urmaterie, sich vollziehend in drei Evolutionswellen:

Entwicklung der Materie

Ihre Formung und Gestaltung

Die Heranbildung des Bewusstseins

Offenbarung im Makrokosmos - die drei logoi

Die physische Materie entsteht durch Entfaltung oder Auffaltung des Logos in Atma, Buddhi und Mahat . Der Logos legt sich eine Begrenzung auf, um sich zu manifestieren, zieht die Außenlinie seines Wirkkreises. Innerhalb dieser selbst gesetzten Grenzen wird das spezifische Weltall geboren, entwickelt sich und stirbt.

Die Selbstentfaltung des Logos in erfolgt in dreifacher Form:
Erster Logos – Atma - Kraft
Hier liegt die Wurzel des Seins, die Veranlassung der Offenbarung, das Ausdenken des Schöpfungsplans.

Zweiter Logos – Buddhi - Stoff
Er liefert das Material, offenbart zwei Seiten, die uranfängliche Dualität bestehend aus Leben und Form. Es sind dies die beiden Pole der Natur, zwischen denen das Gewebe des Universums zu weben ist, die Geist-Materie mit ihren polaren Gegensatzpaaren: positiv-negativ, aktiv-rezeptiv, Vater-Mutter, Tag-Nacht usw. Buddhi ist der stoffliche Aspekt Atmas, ist die Seele als Träger des Geistes. Diese Seele ist (Atma-)Buddhi – die Geistseele.

Dritter Logos – Mahat - Bewusstsein
Er ist der Schöpfer der Erscheinungswelt, die Quelle aller Wesen, der universale Intellekt, in dem alles urbildlich existiert. All diese Formen müssen in die niederen Arten der Materie verwandelt werden.

Mahat ist die universelle Intelligenz, die Geist (Subjekt) und Materie (Objekt) verknüpft. Mahat ist die lenkende Kraft, durch die Atma und Buddhi gestaltend das Weltall bauen können. Mahat ist der göttliche Gedanke, der durch den Erbauer auf die Substanz übertragen wird. Somit findet hier eine „Zeugung“ statt, die Zeugung eines Gedankens, der die Idee eines Weltalls beinhaltet. Das Ergebnis der Zeugung ist die „Geburt eines Gottessohnes“ als Verwirklichung des Schöpferwortes „Strahlen!“.

Atma ist das „lebendige Wort Gottes“, der „Sohn Gottes“, der Logos bezogen auf seine Herkunft aus Parabrahm und zugleich der All-Vater des von ihm geschaffenen Weltalls.Alle Fähigkeiten Parabrahms (der Gottheit) sind in ihm, als „Abkömmling“ Parabrahms, enthalten.

Atma-Buddhi-Mahat bilden die Oberseele.

Die aus ihr hervorgehenden Strahlen wirken als strahlende Kraftzentren, die eine stetig fortschreitende Differenzierung (Verdichtung) der Geistmaterie herbeiführen und dadurch immer gröber werdende Daseinsformen der Ursubstanz bilden.

Atma-Buddhi-Mahat ist dadurch allgegenwärtig in jeder Form, ob Stein, Pflanze, Mineral, Tier, Planet …

Die Schöpfung im Mikrokosmos

Die im Makrokosmos wirkende Dreiheit „Atma-Buddhi-Mahat“ wird im Mikrokosmos zur oder wirkt im Mikrokosmos als die Dreiheit „Atma-Buddhi-Manas“.

Sie wird sozusagen auf den Menschen heruntertransformiert.

Manas ist hierbei zu sehen als Schnittstelle, Kontakt- oder Übergangspunkt der „höheren Dreiheit“ zur „niederen Vierheit“, die Verbindung von Weltall und Mensch. Ausdruck der Analogie von Weltall und Mensch in ihrer siebenfachen Gliederung.

Die zwei Wege

Der Geist (der göttliche Intelligenzstrahl) muss, um sich seiner selbst bewusst zu werden, sich in der Dualität manifestieren, muss hinabsteigen in die Dunkelheit (Unbewusstheit) der Materie um sich von dort schrittweise höher zu entwickeln, stetig wachsendes Bewusstsein zu erlangen, um sich letztlich seiner innewohnenden Göttlichkeit bewusst zu werden.

Am tiefsten und dichtesten Punkt der Materialisation, dem dunkelsten Punkt des Bewusstseins, dem Mineralreich beginnt der Aufstieg über das Pflanzen- und Tierreich hin zum Menschenreich.

Erst hier, beim Menschen, beginnt die bewusste Höherentwicklung und zwar dadurch, dass sich Kama über Kama-Manas mit dem höheren Manas verbindet.

Es ist die Persönlichkeit in deren Wesenskern (Individualität bzw. Monade) das selbstbewusste Denken beginnt, das Fragen stellt, nach Antworten sucht, die Fesseln der Begierden schließlich überwindet, um von der unteren Vierheit in die obere Dreiheit vorzustoßen.

Die Verdichtung, die Umhüllung mit gröberer Materie führte zur Verfinsterung des göttlichen Intelligenzstrahls, seinem „Abstieg zur Hölle“.

Das Bewusstsein des göttlichen Ursprunges ging dabei verloren und es entstand der „Irrwahn des Sonderseins.

Nach jedem Tode eines erdenmenschlichen Lebens, kehrt der ausgesandte Strahl wieder zu seinem Vater im Himmel zurück.“ (siehe Gleichnis vom verlorenen Sohn).

Zur bewussten Vollkommenheit muss der „Strahl“ alle Regionen des Weltalls bis in den tiefsten Grund kennen lernen.

Das ist der Weg, den jeder Mensch gehen muss, der eigentliche Sinn seines Daseins auf Erden.

Der Entwicklungsweg, den der göttliche Strahl zu durchlaufen hatte, bis er im menschlichen Organismus den geeigneten Spiegel für die Erkenntnis seiner selbst schaffen konnte, führte an einer bestimmten Stelle zur Teilung des Weges in zwei verschiedene Richtungen“ ...

Richtung 1 – der Weg der Form

Der Abstieg und das Heranbilden der körperlichen Träger

Richtung 2 – Entwicklung der seelischen Organisation

Der Aufstieg

Die Entwicklung der körperlich-seelischen Formen (oder Träger) führt in die Materie hinab, zur Verdichtung, deren höchster Grad im Mineralreich erreicht ist. Dort ist die geringste Beweglichkeit des Stoffes und das Bewusstsein ist dort am schwächsten ausgeprägt.

Pflanze, Tier und Menschen-Tier sind überschattet von der Monade (dem Strahl) und belebt.

Die Monade verkörpert sich nicht im Mineral-, Pflanzen-, oder Tierreich, sondern überschattet diese Entwicklungsstufen, lenkt und überwacht diese.

Es bilden sich folgende „körperlichen Träger“ unterschiedlicher Dichte:

Im Mineralreich der physische Leib.

Im Pflanzenreich der ätherische Leib.

Im Tierreich der Astralleib (Begierdenkörper)

Im Menschen erreicht die Form ihre höchste Entwicklungsstufe, jedoch ist die Seele noch tierisch geprägt. Aus diesem Grund spricht man vom Tiermenschen oder dem Menschentier.

Der Mensch ist:

Geistig ein werdender Gott

Seelisch ein Mensch

Körperlich ein höherentwickeltes Tier

Dieser Weg beginnt beim Tiermenschen und macht diesen erst zum wirklichen Menschen – das Bindeglied ist Manas, das denkende Selbst.

Es verbindet sich der Mental- oder Gedankenkörper vermittels (Kama-)Manas mit der Tierseele, dem geeigneten, weil hoch genug entwickelten körperlichen Träger für den Manas-Strahl.

Der Tiermensch erhält durch diese Verbindung ein persönliches Selbst (seine Persönlichkeit) und wird so erst zum wirklichen Menschen.

Somit ist Manas der Mittler, der die göttliche Monade mit dem an die Tierheit gefesselten Gottmenschen verbindet.

Die sieben Prinzipien im Menschen

Die drei Gunas

In der Natur, wirken drei Grundkräfte, auf deren Wirken alle Gedanken, Gefühle und Ereignisse der manifestierten Welt zurückgeführt werden können. Es sind dies: Tamas, Rajas und Sattva – welche in der Bhagavad-Gita auch die „drei Eigenschaften der Natur“ genannt werden.
Man erkennt auch hier wieder eine Analogie zu den bereits erwähnten drei Grundprinzipien der göttlichen Offenbarung: Kraft, Stoff und Bewusstsein, wobei Tamas den Stoff repräsentiert, Rajas die Kraft oder den Willen und Sattva das Bewusstsein.

Man könnte die drei Gunas auch als heruntertransformierte Ausdrucksformen, der immer auf jeder Seins- oder Offenbarungsstufe sich zeigenden Dreiheit auffassen:

Jiva-Mulaprakriti-Puruscha
Atma-Buddhi-Mahat
Atma-Buddhi-Manas
Sattva-Tamas-Rajas

Entsprechend den drei Gunas unterscheidet man drei menschliche Entwicklungsstufen.

die drei menschlichen Entwicklungsstufen

Guna

Eigenschaften

Menschliche Entwicklungsstufe

Tamas

Dummheit, Unwissenheit, Trägheit

Mensch auf der niedrigsten Stufe (Kindheitsstufe), Haften an der Materie, Materialismus

Rajas

Leidenschaft, Begierde, Selbstsucht

Heutiger Durchschnittsmensch, von Leidenschaften getrieben, nach Sinnenbelustigung strebend

Sattwa

Güte, Wohlwollen

Geistig hochentwickeltes Edelmenschentum, das Streben nach oben auf dem aufsteigenden Pfad

Der Wirkmechanismus

Das Guna (R,T,S) als Motiv des Handelns bestimmt das "Denken, Fühlen, Wünschen, Handeln" und dieses bestimmt die geistigen Qualitäten eines Menschen, sich zeigend in Charakter und Lebensweise, Gedanken- und Gefühlsrichtung.
Es ergeben sich somit drei grundsätzliche Menschentypen (wobei in der Realität natürlich all drei Gunas im Menschen durchmischt wirken).

Der Tamas-Mensch

Dieser benötigt in seiner Entwicklung heftige Empfindungen jeglicher Art, um seine Natur anzustacheln und in Tätigkeit zu versetzen, bedarf starker Anreize oder Stöße um seine Trägheit zu überwinden. Moralische und intellektuelle Kräfte sind bei ihm noch embryonischer Art

Der Rajas-Mensch

Er treibt den physischen Körper an, anstatt sich von ihm treiben zu lassen, Reinigung durch Ausscheiden niederer Bestandteile und Heranziehen der höheren, nicht mehr ausschließlich durch äußere Reize hin- und hergetrieben, “urteilt und schließt, widerstrebt und gibt nach“, je nachdem, was er für richtig oder falsch hält.

Der Sattva-Mensch

Die höhere Astralmaterie überwiegt, seine Kräfte sind von Wohlwollen und Tugend geleitet. Er ist unfähig niederen Begierden zu unterliegen, und zeichnet sich aus durch Liebe und Geduld.

Man sieht, dass die drei Gunas, die Grundstrebung des jeweiligen Menschen festlegen. Der Tamasmensch ist mehr körperlich-sinnlich orientiert, befindet sich im Zustand der Dunkelheit, der rein materiellen Bedürfnisse mit der einhergehenden Trägheit, sei dies nun im Geistigen (Manas) oder im Begehren (Kama). Der Rajasmensch hat einen Willen, der nach oben strebt, der Geist (Manas) lenkt und beherrscht zumindest zum Teil seine Begierden. Er pendelt sozusagen zwischen Manas und Kama.

Der Sattvamensch befindet sich im Bereich des höheren Manas und hat sich von den niederen Regungen des Kama befreit.

Reinkarnation

Vorbemerkung:
Ein sozusagen sinntragender Rahmen, um seelische Entwicklung überhaupt möglich zu machen ist die Wiederverkörperung oder Reinkarnation. Sie erklärt die Unterschiede zwischen den Menschen, die unterschiedlichen Charaktere, Entwicklungshöhen und Lebenswege. Die Reinkarnation geht Hand in Hand mit dem Gesetz des Karma, dem Ausgleichsgesetz, dem Gesetz von Ursache und Wirkung, gemäß dem Gedanken "Alles, was man säht, wird man auch ernten, im Guten, wie im Bösen."

Aus dem Buch "Das Meer der Theosophie" von William Quan Judge habe ich ein Kapitel übernommen, das in sehr knapper Form den Grundgedanken der Reinkarnation beschreibt und vor allem die Einwände dagegen untersucht und ins rechte Licht rückt. Ich habe den Text in Sinnabschnitte gegliedert und ein paar Überschriften hinzugefügt, um die Lesbarkeit zu verbessern. Da es von einem Theosophen geschrieben wurde, steht es hier an der richtigen Stelle.
Am Text selbst habe ich nichts verändert.

Obwohl der Text aus dem späten 19. Jahrhundert stammt, hat er nichts von seiner Gültigkeit verloren. Die Wissenschaft mag viel neues Wissen angehäuft haben, ist jedoch noch genauso erkenntnisblind wie damals, weil sie eben nicht in der Lage ist über den Tellerrand zu schauen, das Nicht-Sichtbare, jedoch alleinig Wirkende und Wesenhafte zu sehen.

Grundgedanken (William Quan Judge)

Ein jeder von uns hat die Wahl sein Leben entweder in Blindheit zu verbringen oder das Sehen zu lernen (die Augen zu öffnen), den Sinn zu finden und zu leben oder in der Vergänglichkeit sinnleer dahinzuvegetieren.
Im Westen, wo das Lebensziel im kommerziellen, sozialen, finanziellen oder wissenschaftlichen Erfolg, das heißt im persönlichen Profit und in der eigenen Größe und Macht gesehen wird, schenkt man dem wahren Leben des Menschen nur wenig Aufmerksamkeit. Im Gegensatz zu den Orientalen legen wir auf die Lehre der Präexistenz und Reinkarnation nur wenig Gewicht.

Dass die Kirche diese Lehre ablehnt, ist für viele Menschen genug, jede Diskussion darüber auszuschließen. Da sie sich auf die Kirche verlassen, ziehen sie die Ruhe aus ihrem Glauben an Dogmen vor, auch wenn diese unlogisch sind. Da man sie lehrte, die Kirche könne sie der Hölle überliefern, genügt bereits die blinde Furcht vor dem Anathema, das ca. 500 n. Chr. auf dem Konzil von Konstantinopel gegen die Reinkarnation ausgesprochen wurde, diese Menschen von der Annahme der ‘verdammten’ Theorie abzuhalten. Bei der Diskussion über diese Lehre vertritt die Kirche heute auch den Einwand, die Menschen würden durch eine Überzeugung, dass sie viele Leben zu leben hätten, der starken Versuchung ausgesetzt, die Gegenwart einfach hinzunehmen und dem Bösen hemmungslos zu folgen.

So absurd dieser Einwand auch erscheint, wird er doch von gelehrten Jesuiten verbreitet mit der Begründung, die Menschen würden lieber die gegenwärtige Chance wahrnehmen als auf eine andere zu warten.

Wenn es tatsächlich keine Vergeltung gäbe, wäre das ein guter Einwand. Da aber die Natur für jeden Übeltäter eine Nemesis hat und da jeder durch das Gesetz des Karma – durch das Gesetz von Ursache und Wirkung und absoluter Gerechtigkeit – in jedem Leben die exakten Folgen für seine guten und bösen Gedanken und Taten aus früheren Leben selbst auf sich nehmen muss, ist damit das Fundament für seine ethische Lebensführung gelegt. Sie ist durch dieses System sichergestellt, weil kein Mensch aufgrund irgendeiner Möglichkeit, Gunst, Verfügung oder aufgrund eines Glaubens den Konsequenzen entfliehen kann. Wer diese Lehre begreift, wird durch das Gewissen und durch die ganze Kraft der Natur zum Guten bewegt, damit er Gutes empfange und glücklich werde.

Es wird behauptet, die Lehre von der Wiedergeburt sei unsympathisch und unerfreulich, weil sie einerseits kalt sei, keine Gefühle zulasse und es uns verbiete, willentlich ein Leben aufzugeben, das wir als zu leidvoll empfinden. Andererseits böte die Reinkarnation anscheinend keine Gelegenheit, unseren Lieben zu begegnen, die vor uns dahingegangen sind. Aber ob es uns passt oder nicht – die Naturgesetze wirken unbeirrbar; Meinungen oder Gefühle vermögen auf keine Weise eine Wirkung abzuwenden, die einer Ursache folgen muss. Wenn wir verdorbene Nahrung essen, muss das üble Folgen haben.

Der Vielfraß begehrt von der Natur, sich ohne Verdauungsstörungen vollschlagen zu können, aber die Naturgesetze lassen sich nicht beiseiteschieben.

Wiedersehen Verstorbener

Der Einwand gegen die Reinkarnation, wir würden unsere Lieben im Himmel nicht wiedersehen, wie es die dogmatische Religion verspricht, setzt einen kompletten Stillstand der Evolution und des Fortschritts unserer Lieben voraus, die vor uns die Erde verlassen haben, und geht davon aus, das Wiedererkennen sei von der physischen Erscheinung abhängig. Aber so wie wir in diesem Leben fortschreiten, müssen wir das auch nach dem Weggang tun, und es wäre ungerecht, andere auf uns warten zu lassen, damit wir sie wiedererkennen können. Wenn man über die natürlichen Konsequenzen aus dem Aufstieg zum Himmel nachdenkt, bei dem alle irdischen Fesseln abgeworfen werden, so ist es klar, dass diejenigen, die beispielsweise zwanzig Erdenjahre vor uns dort sind, in mentalen und spirituellen Dingen Fortschritte gemacht haben müssen, für die hier unter anderen und sehr günstigen Bedingungen viele Jahrhunderte nötig wären. Wie könnten wir dann als spätere und noch unvollkommene Neulinge diejenigen noch wiedererkennen, die sich im Himmel unter solch günstigen Bedingungen vervollkommnet haben? Und da der Körper bekanntlich zur Auflösung zurückgelassen wird, liegt es auf der Hand, dass das Wiedererkennen im spirituellen und mentalen Leben nicht von der physischen Erscheinung abhängig sein kann. Doch nicht nur dieses ist klar, da wir vielmehr wissen, dass ein unschöner und entstellter Körper häufig ein glänzendes Denkvermögen und eine reine Seele birgt, und ein schönes Äußeres – wie bei den Borgias – einen teuflischen Charakter verbergen kann, ist die physische Erscheinung keine Garantie für das Wiedererkennen in jener Welt, in der es keinen physischen Körper gibt. Und die Mutter, die ihr Kind verloren hat, das zum Erwachsenen herangereift war, muss wissen, dass sie das Kind als Baby ebenso liebte wie danach, wenn die große Verwandlung im späteren Leben die Gestalt und Gesichtszüge der frühen Jugend völlig beseitigt hat.

Die Theosophen wissen, dass dieser Einwand angesichts des ewigen und reinen Seelenlebens keine Gültigkeit besitzt. Die Theosophie lehrt auch, dass diejenigen, die einander ähnlich sind und sich lieben, wieder zusammen reinkarnieren werden, wann immer die Verhältnisse es gestatten. Wenn einer von uns auf dem Weg des Fortschritts weiter vorangeschritten ist, dann wird er sich immer bewogen fühlen, diejenigen zu unterstützen und zu fördern, die zur gleichen Familie gehören. Wenn aber jemand roh, selbstsüchtig und bösartig geworden ist, würde sich niemand in irgendeinem Leben seine Gesellschaft ersehnen. Das Wiedererkennen hängt vom inneren spirituellen Auge ab, und nicht von der äußeren Erscheinung; daher ist dieser Einwand nicht stichhaltig. Und die andere Phase des Wiedererkennens bezogen auf den Verlust von Eltern, Kindern oder Verwandten beruht auf der irrigen Meinung, dass – so wie die Eltern dem Kind den Körper geben – sie ihm auch seine Seele schenken. Die Seele ist jedoch unsterblich und elternlos; daher ist dieser Einwand grundlos.

Vererbung und Reinkarnation

Manche behaupten, die Vererbung widerlege die Reinkarnation. Wir sehen in ihr einen Beweis. Die Vererbung, durch die wir in einer Familie einen Körper erhalten, sichert dem Ego die passenden Verhältnisse. Das Ego tritt nur in eine Familie ein, die entweder seiner ganzen Natur völlig entspricht oder ihm eine Gelegenheit zur Ausarbeitung seiner Evolution bietet und die außerdem aufgrund früherer Inkarnationen oder gemeinsam geschaffener Ursachen mit ihm verbunden ist.

Deshalb kann eine gegenwärtig gute Familie ein Problemkind bekommen, weil Eltern und Kind durch frühere Handlungen unauflöslich miteinander verbunden sind. Es bietet sich damit eine Chance zur Besserung für das Kind und eine Gelegenheit zur Bestrafung der Eltern. Das zeigt die leibliche Vererbung als ein natürliches Gesetz, dem die Körper unterliegen, die wir bewohnen müssen, geradeso wie die Häuser einer Stadt das Denken ihrer Erbauer widerspiegeln. Und da wir selbst und auch unsere Eltern die Körper hervorgebracht und beeinflusst haben und für die sozialen Verhältnisse mitverantwortlich sind, die die Entwicklung des physischen Körpers und des Gehirns aufgehalten oder gefördert, erniedrigt oder veredelt haben, sind wir auch in diesem Leben für die Kultur verantwortlich, in der wir jetzt zur Welt kommen. Wenn wir aber auf die Charaktere in den menschlichen Körpern achten, sehen wir große inhärente Unterschiede. Diese sind der inneren Seele zuzuschreiben, die in der Familie, Nation oder Rasse leidet oder sich freut, in der sie durch ihre eigenen Gedanken und Handlungen in vergangenen Leben unausweichlich zur Inkarnation gebracht wird.

Die Vererbung sorgt für die Behausung und bestimmt auch die Leistungsgrenzen von Gehirn und Körper, die oft eine Strafe und manchmal eine Hilfe sind. Sie beeinflusst jedoch nicht das wirkliche Ego. Die Übertragung von Merkmalen ist eine physische Angelegenheit, die nur bedeutet, dass in einem Volk die Wirkungen aus den früheren Leben aller Egos, die sich in diesem Volk befinden, wieder hervortreten. Die einem Ego durch die familiäre Vererbung auferlegten Beschränkungen entsprechen genau den Folgen aus den früheren Leben dieses Egos.

Dass ganz bestimmte physische Züge und mentale Eigentümlichkeiten übertragen werden, widerlegt nicht die Reinkarnation, da wir wissen, dass das lenkende Denkvermögen und der wirkliche Charakter eines jeden kein Ergebnis des Körpers und Gehirns ist, sondern dem Ego in seinem essenziellen Leben eigen sind. Die Übertragung von Gewohnheiten und Neigungen durch Eltern und Körper ist genau die von der Natur gewählte Methode, das inkarnierende Ego mit der zur Fortführung seiner Arbeit nötigen Behausung zu versehen; ein anderer Modus wäre unmöglich und der Naturordnung zuwider.

Wer auf den Einwänden aus der Vererbung beharrt, vergisst, dass die Übereinstimmungen betont, die Abweichungen jedoch übersehen werden. Zwar wurden bei Untersuchungen viele in der Vererbungslinie liegende Merkmale registriert, nicht aber die Abweichungen in der Vererbung, die weitaus zahlreicher sind. Jede Mutter weiß, dass die Kinder in ihrer Familie charakterlich so verschieden sind, wie die Finger einer Hand – sie stammen alle von denselben Eltern, sind aber an Charakter und Fähigkeiten völlig verschieden.

Die Weltgeschichte, aus der sich keinerlei konstante Übertragung von Gelehrsamkeit, spirituellen Kräften und Begabungen erkennen lässt, wirft den Anspruch der Vererbungslehre, das umfassende Gesetz und die vollständige Erklärung zu sein, völlig über den Haufen. Zum Beispiel zeigt der Untergang der alten Ägypter, die schon lange verschwunden sind und deren Vererbungsstrom versiegt ist, dass keine Vererbung in die Nachkommen stattfand. Wenn die physische Vererbung die Charakterfrage lösen würde, wo ging dann der großartige Charakter der Ägypter verloren? Die gleiche Frage gilt auch für die anderen untergegangenen alten Völker. Wenn wir einen Einzelfall heranziehen, zum Beispiel den großen Musiker Bach, dann zeigt sich bei seinen direkten Nachkommen eine fortwährende Abnahme an musikalischer Begabung, bis sie in der Familie ganz versiegt. Theosophie lehrt nun, dass in beiden Fällen – und analog in allen anderen – die wirklichen Fähigkeiten und Begabungen zwar aus der Familie und aus dem Volk verschwunden sind, dass sie aber in den Egos, von denen sie einst zum Ausdruck gebracht wurden und die sich jetzt vielleicht in einer anderen Familie und Nation der Gegenwart verkörpert haben, erhalten geblieben sind.

Leiden sind wohl fast allen Menschen beschieden. Viele haben von der Wiege bis zum Grab ein sorgenvolles Leben.

Daraus ergibt sich der Einwand, dass Reinkarnation ungerecht sei, weil wir für das Böse leiden müssten, das von einer anderen Person in einem anderen Leben verübt worden sei. Dieser Einwand fußt auf der falschen Annahme, jene Person in dem anderen Leben sei jemand anderer gewesen. Aber in jedem Leben ist es dieselbe Person. Wenn wir wiederkommen, dann nehmen wir weder den Körper noch die Taten und Gedanken eines anderen an, sondern wir gleichen einem Schauspieler, der viele Rollen spielt, aber immer derselbe Künstler bleibt, wenn sich auch die Gewänder und Texte in jedem neuen Spiel ändern. Shakespeare hatte völlig recht, als er sagte: Das Leben ist ein Schauspiel, denn das große Leben der Seele ist ein Drama und jedes neue Leben und jede Wiederverkörperung ist ein weiterer Akt, in dem wir eine andere Rolle spielen und ein neues Gewand tragen, obwohl wir die ganze Zeit hindurch immer dieselbe Individualität sind. Reinkarnation ist also nicht ungerecht, sondern im Gegenteil vollkommene Gerechtigkeit und auf keine andere Weise könnte Gerechtigkeit gewahrt werden.

Erinnerung an frühere Leben

Aber es wird gesagt: Warum können wir uns, wenn wir uns wieder verkörpern, nicht an die früheren Leben erinnern? Und weiter: Wenn wir uns nicht an die Handlungen erinnern können, für die wir jetzt leiden müssen, dann ist das doch ungerecht?

Wer solche Frage stellt, übersieht immer, dass er im Leben auch Freude erlebt und Belohnungen erhält und beides stillschweigend und zufrieden akzeptiert. Denn wenn es ungerecht ist, dass wir bestraft werden für Taten, an die wir uns nicht erinnern, dann ist es ebenfalls ungerecht, wenn wir für andere Taten belohnt werden, an die uns jede Erinnerung fehlt. Geburt allein ist keine geeignete Grundlage für irgendeine Belohnung oder Bestrafung. Lohn und Strafe müssen der gerechte Ausgleich früheren Verhaltens sein. Das Naturgesetz der Gerechtigkeit ist nicht unvollkommen. Nur die Unvollkommenheit des menschlichen Rechtswesens ist darauf angewiesen, dass der Täter die Tat in diesem Leben kennt und sich ihrer erinnert, über die eine Strafe verhängt wird. In den früheren Erdenleben war sich der Täter seiner Taten genau bewusst. Die Natur, die seinen Handlungen entsprechende Folgen zeitigt, ist daher völlig gerecht.

Wir wissen gut, dass die Natur der Ursache die Wirkung folgen lässt, ohne Rücksicht auf unsere Wünsche und ganz gleich, ob wir uns an unsere Taten erinnern oder nicht. Wenn ein Baby in seinen ersten Lebensjahren durch ein Kindermädchen so verletzt wird, dass die Grundlage für eine Schwächung in einem späteren Leben geschaffen ist – was oft der Fall ist –, wird die Schwächung auftreten, obwohl das Kind die gegenwärtige Ursache weder veranlasste noch überhaupt etwas davon weiß.

Die Reinkarnation mit der ergänzenden Lehre über Karma zeigt jedoch, wenn sie richtig verstanden wird, wie vollkommen gerecht der ganze Lebensplan der Natur ist.

Die Erinnerung an ein vergangenes Leben ist nicht erforderlich als Beweis, dass wir durch diese frühere Existenz gegangen sind, noch ist die Tatsache, dass die Erinnerung fehlt, ein guter Einwand. Wir vergessen ja auch den größeren Teil der Erlebnisse aus den Jahren und Tagen dieses Lebens; aber niemand würde deswegen behaupten, wir hätten diese Jahre nicht gelebt. Wir erlebten und behielten nur wenige Einzelheiten im Kopf, aber alle daraus hervorgegangenen Wirkungen auf unseren Charakter wurden bewahrt und in uns integriert. Die gesamte Menge der Einzelheiten eines Lebens wird von dem inneren Menschen aufbewahrt und eines Tages, in einem anderen Leben, wenn wir vollkommen geworden sind, wird alles wieder der Erinnerung voll bewusst sein. Selbst jetzt, wo wir noch unvollkommen sind und wenig wissen, zeigen hypnotische Experimente, dass selbst die geringfügigsten Einzelheiten in dem Teil unseres Bewusstseins registriert sind, der gegenwärtig als Unterbewusstsein bezeichnet wird. Die theosophische Lehre lautet, dass tatsächlich kein einziges Ereignis verlorengeht. Und am Ende des Lebens, wenn die Augen geschlossen sind und die Umstehenden uns als tot bezeichnen, zieht jeder Gedanke und Umstand des Lebens blitzartig und lebendig durch unser Bewusstsein.

Es gibt aber viele Menschen, die sich daran erinnern, dass sie schon früher gelebt haben. Dichter haben das besungen und Kinder wissen es gut, bis der dauernde Aufenthalt in einer Atmosphäre des Unglaubens ihnen vorerst die Wiedererinnerung aus ihrem Bewusstsein verdrängt. Alle Menschen sind jedoch den Beschränkungen unterworfen, die das neue Gehirn dem Ego in jedem Leben auferlegt. Daher können wir auch die Bilder der Vergangenheit – ob nun aus diesem oder einem früheren Leben – nicht festhalten. Das Gehirn ist das Instrument für das Gedächtnis der Seele. Da es in jedem Leben neu ist und nur eine begrenzte Leistungsfähigkeit besitzt, kann es vom Ego für das neue Leben nur im Rahmen seiner Kapazität eingesetzt werden. Diese Kapazität wird vollständig genutzt oder auch nicht – entsprechend dem eigenen Verlangen des Egos und seiner früheren Verhaltensweise, weil die vergangene Lebensweise seine Kraft zur Überwindung der materiellen Daseinseinflüsse verstärkt oder geschwächt hat.

Ein Leben nach den Geboten der Seele macht das Gehirn für die Wiedererinnerung der Seele zumindest durchlässig. Bei einer entgegengesetzten Lebensweise werden jedoch immer mehr Wolken der Rückerinnerung verdunkelt. Da das Gehirn am letzten Leben jedoch nicht beteiligt war, kann es sich im Allgemeinen nicht erinnern. Das ist ein weises Gesetz, denn wir würden uns sehr elend fühlen, wenn die Taten und Szenen unserer früheren Leben nicht so lange unserem Blick entzogen wären, bis wir durch Schulung befähigt sein werden, ihre Kenntnis zu ertragen.

Seelenanzahl und Weltbevölkerung

Ein weiterer Einwand gegen die Reinkarnationslehre besagt, dass es bei ihrer Annahme nicht möglich sei, die Zunahme der Weltbevölkerung zu erklären. Das setzt voraus, dass wir die Bevölkerungszunahme mit Sicherheit kennen [Ende 19. Jahrhundert] und über die ständigen Fluktuationen informiert sind.

Es ist jedoch nicht sicher, ob die Erdbevölkerung zugenommen hat. Es kommen ja auch alljährlich große Menschenmassen um, worüber wir nichts wissen. In China sind bei Überschwemmungen Jahr für Jahr viele Tausende umgekommen. Sichere Statistiken über die Auswirkungen von Hungersnöten gibt es nicht.

Wir wissen nicht, um wie viele Tausende in Afrika die Todesfälle die Geburten jährlich übersteigen. Der Einwand stützt sich auf unvollständige Tabellen, die nur für die westlichen Länder gelten. Ferner wird angenommen, dass es weniger nicht inkarnierte und auf Inkarnation wartende Egos gibt als verkörperte Egos, und das ist falsch. Annie Besant hat das in ihrer Studie ‘Reinkarnation’ gut dargestellt. Sie vergleicht darin den bevölkerten Erdball mit einer Stadthalle, die von der viel zahlreicheren Stadtbevölkerung gefüllt wird. Die Besucherzahl mag variieren, die Stadt bietet jedoch eine ständige Nachschubmöglichkeit. Es ist richtig, dass zu diesem Erdglobus eine ganz bestimmte Anzahl Egos gehört; aber niemand kennt ihre Menge noch weiß jemand, wie viele Menschen die Erde zu ernähren vermag. Die heutigen Statistiker leben hauptsächlich im Westen. Ihre Tabellen umfassen nur einen kleinen Abschnitt der Menschheitsgeschichte. Sie können nicht sagen, wie viele Menschen zu irgendeinem früheren Zeitpunkt auf der Erde inkarniert waren, als der Erdball überall bevölkert war. Deshalb ist auch die Zahl der Egos, die zur Wiedergeburt drängen oder auf sie warten, den heutigen Menschen unbekannt. Die Meister der theosophischen Wissenschaft erklären, dass die Gesamtmenge solcher Egos ungeheuer groß ist und deshalb genügend

Nachschub für die Versorgung der neugeborenen Körper vorhanden ist, auch wenn die Zahl der Neugeborenen die der Sterbenden übertreffen sollte. Dann muss man auch daran denken, dass jedes Ego die Aufenthaltsdauer in den nachtodlichen Zuständen selbst variiert. Sie inkarnieren nicht in gleichen Intervallen, sondern kommen aus dem nachtodlichen Zustand in ganz verschiedenen Zeitabständen zurück. Wenn durch Krieg, Seuche oder Hungersnot viele Todesfälle eintreten, dann entsteht sofort ein großer Zustrom von Seelen, die dann am gleichen Ort oder anderswo oder in einer anderen Rasse inkarnieren. Die Erde ist in der großen Zahl bewohnbarer Planeten ein so kleiner Weltkörper, dass genügend Nachschub für Egos für die Inkarnation hier besteht. Bei allem Respekt für Befürworter dieses Einwands erkenne ich in ihm nicht die geringste Beweiskraft oder Beziehung zu der Wahrheit der Reinkarnationslehre.

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